Der neue Tag begann so trostlos wie der gestrige geendet hatte im Hotel zur Burg Sternberg in Linderhofe. Aufgebackene Brötchen, lauwarmer Kaffee und eine gelangweilte Servicekraft, die mich nicht auf ihrer Frühstücks-Liste hatte. Da ist es nicht schwer Abschied zu nehmen, was ich um Viertel nach zehn dann auch tat.
Der E1 besteht hier in der Gegend aus unmenschlich langen Etappen, teilweise bis 37 Kilometer. Keine Ahnung, wer sich das ausgedacht hat. Das kann doch kein Mensch laufen, zumindest nicht, wenn die Tage noch so kurz sind. Da ist Kreativität gefragt!
Ich für meinen Teil habe mir ein „Taxi“ aus Kiel bestellt, das eh in der Nähe unterwegs war, um heute und morgen die Etappe abzukürzen und um einen netten Abend mit dem Taxifahrer (meinem Bruder) zu verbringen. Wir waren in Lemgo verabredet. Frau Komoot versprach für das Teilstück Lemgo-Detmold sowieso eher langweiliges Terrain.
Wiederum wanderte ich durch hübsches Hügelland mit am Weg herumlungernden Fotomotiven und immer noch über Land ziehenden Regen- und Graupelschauern.
Highlight war der Steinberg (der so heißt), von dem aus ich einen sensationellen Rundum-Blick hatte, der hier aufgrund des extremen Querformats leider nicht annähernd so sensationell dargestellt werden kann (siehe unten). 😦
Auch das Örtchen Hillentrup ist ein sehr hübsches Fleckchen Erde, wahrscheinlich herausgeputzt mit unser aller EU-Fördergelder für strukturschwache Gegenden. Neben der Kirche flatterte doch tatsächlich eine EU-Flagge – in Zeiten vielfältig-dummköpfiger Nachrichten aus dem Politik-Ressort eine wohltuende Positionierung. Und die Gelder mal wirklich sinnvoll investiert!
Da der Taxifahrer wohl zu früh aus seinem Kieler Bett gefallen war, kreuzten sich unsere Wege schon kurz nach Hillentrup nach insgesamt ca. 10 Kilometern in Homeien.
Ich: Hm, das waren jetzt heute nur 10 Kilometer…
Er: Wir waren ja auch ursprünglich in Lemgo verabredet.
Ich: Ja, ich hab jetzt aber ehrlich gesagt kein Problem, in dieses Auto zu steigen.
Er: Wieso, ich nehm jetzt deinen Rucksack und wir treffen uns in Lemgo wieder.
Ich: …?
Er: Lass mal sehen, wo du da jetzt langläufst.
Ich: ……….???
Er: Ah, da hast du ja noch die schönste Strecke vor dir, den Lemgoer Forst!
Ich: ……………… Du meinst das Ernst? …
Er meinte es ernst.
Und so verschwanden erst mein Rucksack in den Tiefen der Kieler Karosse, ER mit dem Auto Richtung Lemgo und danach ich in den Tiefen des Lemgoer Forstes.
Der war tatsächlich ziemlich forstig mit Forstarbeiten allerorten und recht langweiligen Forstwegen, aber danach waren 15 Kilometer voll und ich hatte mir eine Sahneschnitte verdient.
Lemgo bietet außer einem erstklassigen Handballverein ein paar hübsche Fachwerkhäuser und ein Weltcafe mit leckerem Kuchen.
Den Abend verbrachten wir in Detmold beim Thailänder, den wir (nach einem sonst trockenen Tag) im Schneegestöber nur mühsam erreichten. 🙂 Lecker war‘s!
Heute verleihen wir den Bembel Herrn R. aus K. für seine kreativen Ideen (mögen sie auf immer sprudeln) und seine Fähigkeiten als Wander-Motivator.















