Und noch ein Regentag! Da blieb ich doch lieber gleich aufm Sofa und nutzte die hübsche Einrichtung Netflix, auf die ich in meinem Appartement freundlicherweise Zugriff habe. Nach zwei Filmen und deutlich mehr Milchkaffees rappelte ich mich gegen halb drei zu einem kleinen Gang Richtung Cézannes Atelier auf, das nach zweimonatiger Pause aus dem Winterschlaf erwacht und heute wieder für die Öffentlichkeit zugänglich war.
Als ich dort ankam, sagte Madame an der Kasse, ich sei doch sicherlich zur englischen Führung gekommen. Äh, nööö … weiß jetzt auch nicht … oder vielleicht doch? Ach, wieso denn eigentlich nicht!
Nach Entrichtung eines nicht so kleinen Obulus (ja, mit dem ollen Paul lässt sich definitiv Geld machen!) stieg ich die Stufen zum Atelier hinauf, öffnete die Tür und … guckte direkt in eine Fernsehkamera. Vor Schreck machte ich die Tür direkt wieder zu. Sie öffnete sich erneut, diesmal von innen, und eine freundliche Dame winkte mir mit einem Schwall Französisch, der übergangslos ins Englische wechselte, als sie mein verständnisloses Gesicht sah, ich möge doch hereinkommen. Ja, das Fernsehteam, die würden einen Film drehen, das würde mich doch sicherlich nicht stören, ganz natürlich bleiben, und sie selbst sei heute ja auch nur deswegen da, früher Chefin von det Janzen, aber jetzt eigentlich retired, aha.
Ich sah mich vorsichtig um. Das Atelier sah aus wie ich es schon auf Bildern gesehen hatte, aber bis auf mich, die nette Dame und eine weitere sehr eifrige sowie das Filmteam war niemand zu sehen. Und so blieb es denn auch die nächsten eineinhalb Stunden.
Dazu muss man wissen, dass man an normalen Tagen (Hochsaison, Wochenende, was weiß ich…) das Ticket via Internet gebucht haben muss (ansonsten keine Chance) und sich bis zu 30 Personen (wo stehen die dann alle?) maximal 30 Minuten im Atelier aufhalten dürfen, um zu lange Wartezeiten zu vermeiden.
Und ich? Ich hatte nicht nur eine tolle persönliche Solo-Spezial-Führung auf Franz-engli-deutsch von gleich ZWEI Expertinnen, sondern auch noch das Filmteam dabei. Wir (Frau Komoot, Schweinehund und ich) waren total professionell, guckten die ganze Zeit höchst interessiert (und waren es auch), stellten intelligente Fragen (die uns wirklich interessierten) und hatten es insgesamt GANZ-BE-ZAU-BERND mit den Madames und Herrn Cézanne.
Wir waren beglückt und beseelt und zwischendurch etwas ehrfürchtig beim Anblick von Cézannes Mänteln (einer für Sommer, einer für Winter, einer fürs Atelier) und der vielen Gegenstände, die man von seinen Gemälden kennt (ja, natürlich nicht mehr von ihm himself arrangiert, weiß ich doch…).
So viel Ehrfurcht muss erst einmal verdaut werden, und so wanderte ich noch einmal hinauf zum Feld der Maler, um einen Blick auf SEINEN Berg zu werfen. Und der zeigte sich heute nach dem Regen nochmals in einem ganz anderen Licht. Grandios!
Auf dem Nachhauseweg blieb ich noch bei der Thai-Massage in der Nachbarschaft hängen, mit der ich schon seit Tagen geliebäugelt hatte. Frau Thai-Massage hatte zufällig ein Stündchen Zeit und so fand dieser Tag einen wunderbar entspannenden Abschluss (Schweinehund haute sich auf die Nachbarliege, bekam den Bauch gekrault und fing sofort an zu schnarchen). Ach, haben wir‘s fein!
Der Bembel an die beiden Madames, die mir auf so wunderbare Weise Paul Cézanne NOCH ein Stückchen näher gebracht haben.









