Liebe Kunstinteressierte und die, die es werden wollen: Das, was aussieht wie Schweinehund bei seinen ersten Flugversuchen ist ein Van Gogh! Jawohl! Und es ist der einzige, der sich derzeit in Arles befindet, und der wurde auch gar nicht hier gemalt und ist zudem nur geliehen. Ich entdeckte diese Chauve-souris (Fledermaus) im hintersten Winkel der Vincent van Gogh Fondation, die ansonsten lediglich Ausstellungsfläche ist und kein einziges Werk des Malers besitzt.
Verantwortlich hierfür sind die Arlesner Bürger, die im Jahr 1889 mit einer Petition dafür sorgten, dass Monsieur Van Gogh wegen seines „unheimlichen Verhaltens“ (kurz zuvor hatte er sich ein Ohr fast ganz abgeschnitten, aber möglicherweise war’s auch Paul Gauguin, so ganz geklärt scheint das nicht zu sein) in einem Hospital zwangsinterniert wurde und ihn damit mehr oder weniger aus ihrem Städtchen vertrieben.
Heute wünschte sich mancher wohl, die werten Vorfahren hätten etwas vorausschauender gehandelt und vom Meister wenigstens das eine oder andere Bildchen für wenig Geld erworben. Stattdessen geistern die fast 200 Gemälde, die in und um Arles entstanden sind, durch die Kunstwelt und die Stadt muss auf billige Reproduktionen zurückgreifen. Diese wurden touristen-freundlich an den Orten des künstlerischen Schaffens auf- und zu einem Van Gogh-Rundgang zusammengestellt, und den bin ich heute rundgegangen.
Und ja, es sieht nicht nur so aus, es WAR trostlos. Da war nichts, aber auch gar nichts vom gemütlichen Charme und der Ausdruckskraft der Gemälde, teilweise fehlte sogar das Motiv: Das gelbe Haus ist 1944 einem Bombenangriff zum Opfer gefallen … schade, da hätte man irgendwie mehr draus machen können. Noch nicht einmal eine Skulptur oder Statue gibt’s vom alten Vincent!
Der Weg führte mich auch in die Arena von Arles.
Das Problem, so las ich, sei schon 1840 (als man die Erhaltung des nationalen Baudenkmals beschloss) gewesen, das historische Bauwerk einerseits zu erhalten und es gleichzeitig für aktuelle Großveranstaltungen zu nutzen – damals sowas wie die Feierlichkeiten zur Eroberung Algeriens. Genauso ist es auch heute noch: Die Tribünenkonstruktion, die sich in luftige Höhen aufschwingt (nichts für Höhenängstliche!), versperrt die Sicht auf die hübschen historischen Steinbögen fast komplett. Da ist es doch tröstlich zu wissen, dass wenigstens richtigrichtig viele Zuschauer die in Südfrankreich erlaubten Stierkämpfe sehen können (Hände vors Gesicht schlagendes gelb-blaues Emoji)! Mon dieu! Die spinnen, die Franzosen, beim Teutates!
In der Mitte der gegenüberliegenden Tribüne (auf obigem Bild) übrigens eine der vielen Schulklassen, die hier durch die Stadt mäandern. Aber das ja nun auch nicht mehr lange, denn Monsieur Macron hat ab Montag landesweit seine Schulen dichtgemacht: Corona.
In diesem Zusammenhang: Nach Hause fahren oder gerade nicht, das ist hier die Frage. Und an solch einem Tag darf man dann auch mal ratlos bezüglich der Bembel-Vergabe sein.















