Gutes Omen

Des Bruders Geburtstagsgeschenk war, mich – in dem Moment, wo Corona-bedingt möglich – nach Netphen (es ist eine Stadt und nicht etwa, wie ich bisher dachte, ein Vorort von Siegen) zu kutschieren und mich von dort noch ein paar Tage sozusagen als Begleitfahrzeug zu eskortieren. Erfreulicherweise fand auch noch ein weiteres Familienmitglied zu uns und so machten wir uns heute Morgen zu dritt mit dem roten Kieler Taxi auf den Weg ins Siegerland.

Dort stapfte ich an besagter Bushaltestelle (an der ich am 22. Februar in den Bus gesprungen und somit erst einmal aus dem E1 ausgestiegen war) los, um meinen Weg auf eben jenem Europäischen Fernwanderweg Nummer 1 Richtung Süden fortzusetzen. Eigentlich hätte der mich im weiteren Verlauf durch die Stadt Siegen und dann übers Land nach Herdorf geführt. Da ich aber keine Lust hatte, mehrere Stunden lang durch eine Stadt zu tigern und Cb (Corona-bedingt) in Herdorf sowieso keine Übernachtungsmöglichkeit zu finden war, hatte sich Frau Komoot (meine Wander-App) eine Alternativroute ausgedacht. Und die sah eine Etappe von 18 Kilometern nach dem schönen Wilgersdorf vor.

Die Unterschiede zu Februar wurden schnell offensichtlich. Mal abgesehen von den „leicht erhöhten“ Temperaturen (26 Grad), die sich eigentlich positiv auf mein Rucksackgewicht hätten auswirken müssen (haben sie aber nicht…), ist das Landschaftsbild in diesen Tagen natürlich ein deutlich anderes. Alles (nicht alles, aber dazu ein anderes Mal) grünt und blüht, die Vöglein zwitschern und in regelmäßigen Abständen trifft man wahlweise Spaziergänger, Wanderer, MTB oder ähnliches.

Und so war die Etappe recht problemlos zu bewältigen (zumal sich ein Teil des Gepäcks im Kieler Taxi befand). Sie führte auf und ab durchs Land, durch Wälder und Felder, vorbei an Wiesen und wunderschönen Blumen. Leider ist mir derzeit nicht klar, ob ich nun im Siegerland, im Rothaargebirge oder doch schon im Westerwald bin. Zumindest konnte ich klären, dass wir uns derzeit noch in NRW befinden, und das ist ja in diesen Tage, wo man in jedem Bundesland andere Dinge tun und lassen darf auch eine wichtige Information!

Gleich zu Beginn fand Schweinehund – der sich bis auf ein Anfangsjaulen (warum muss ICH jetzt laufen, wo doch die anderen eh die gleiche Strecke mit dem Auto und das ist doch total bescheuert…) sehr kooperativ zeigte – ein hübsch bemaltes Steinchen am Wegesrand, das wir als gutes Omen deklarierten und in die Rucksacktasche steckten. Und am Ende traf ich einen alten Bekannten wieder: den Rothaarsteig, der schon im Februar auf mehreren Etappen meinen Weg gekreuzt hatte.

Den Abend verbrachten wir in unserem Hotel, dem Gästehaus Wilgersdorf, da doch alle Beteiligten von Sonne, Wärme und ihren je individuellen Touren ziemlich erledigt waren.

Natürlich wird auch heute wieder ein Bembel verliehen, als Auszeichnung für besondere Leistungen oder Verdienste des Tages. Er geht an meine Mutter, die mit ihren fast 73 Jahren und ihrem drei Monate alten (neuen) Knie durch die Wälder hüpft und unsere Reisetruppe spontan mit ihrer Anwesenheit bereichert.

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