Schafskälte

Heute Morgen war die Aussicht aus unseren Hotelzimmerfenstern nicht wiederzuerkennen. Dort, wo gestern noch ein schöner Blick auf die Höhen des Westerwaldes war (links), lag dicker, fetter Nebel (rechts). Wenigstens stellte sich das andauernde Rauschen nicht als strömender Regen, sondern als Springbrunnen vor dem Hoteltore heraus. Wenigstens das. Abgesehen davon aber war sie da, die Schafskälte mit Nebel, kühlen Temperaturen und Nieselregen – mitten im Westerwald.

Etappenmäßig waren heute 21 Kilometer von der Fuchskaute über Bad Marienberg nach Nistertal geplant. Aufgrund des Wetters schenkte ich mir die Anfangskilometer und ließ mich in Salzburg/Westerwald absetzen (weil der Name so schön ist). Danach fuhren Bruder und Mutter ihrer Wege (nach Hause) und ich war wieder allein mit Frau Komoot und Schweinehund.

Erstere hatte sich in diesem ganzen Hin und Her von Streckenverlegungen und dem Durcheinander von Rothaarsteig, Westerwaldsteig und E1 etwas verstrickt, so dass die letztendliche Route über Wege führte, die es zumindest in MEINER Realität nicht gab. Deswegen musste ich an einigen Stellen durchs kniehohe Gras stapfen (gut, dass ich die Gamaschen dabei habe!), die Graspiste des Flugplatzes von Bad Marienberg queren (!) und diverse Zäune überwinden, aber abgesehen davon war es herrlich!

An einem Bänkchen fand Schweinehund wieder ein bemaltes Steinchen. Da wir ja aber nicht jeden Tag einen neuen Stein in den Rucksack packen können, haben wir einfach getauscht, den Bischofsstab dagelassen und das Herz mitgenommen. Ein guter Tausch!

Nach dem Hügelland ging es entlang der Schwarzen Nister Richtung Bad Marienberg mit seinem Basaltsteinbruch und der Marienquelle.

Dort angekommen fielen wir ohne viel Federlesens, nein, nicht ins erstbeste Cafe (linkes Bild: man beachte den Namen!?), sondern im Cafe Wäller auf ein Sahneschnittchen ein. Dort lungerten wir geschlagene drei Stunden herum, auch, weil der Herr Wäller ein redseliger ist (und offenbar zu wenig zu tun hat). Nach einem Lob für meine vorbildliche Mund-Nasen-Schutz-Nutzung schleppte er seinen (sicherlich desinfizierten) Westerwaldsteig-Themenordner an und erzählte mir von SEINEN Wanderabenteuern. Im Übrigen habe ER ja immer eine Flasche Wein im Rucksack – man könne ja nie wissen. Derweil fiel Regen auf die Westerwälder Höhen …

Da es auch nach drei Stunden nicht nach Wetterbesserung aussah und der Blog-Eintrag für gestern irgendwann geschrieben war, brach ich gegen 16 Uhr wieder auf. Herr Wäller zupfte mir noch die Rucksack-Regenhülle zurecht und spendierte mir eine selbst gemachte Praline auf die Hand. Dann entließ er mich mit guten Wünschen (Alles Gute! Ich finde klasse, was Sie da machen!) auf die letzten Kilometer nach Nistertal.

Übernachtet wird daselbst im Landgasthaus zur Quelle, das, wie auf dem Schild zu lesen ist, zur Biker-Connection gehört und auch so aussieht. Mal wieder gibt es keine vegetarischen Speisen und kein Netz nicht. Dafür wurde in meinem Zimmer bestimmt schon mehr als eine Zigarette geraucht. Grummel…

Der Bembel des Tages geht an meine Gamaschen, die, wie schon im Februar, trotz Regen und nassen Wiesen für immer trockene Füße sorgen!

Hinterlasse einen Kommentar