Schweinehundemüde

Gestern Morgen wachte ich schweinehundemüde in meinem Gästehaus-Bettchen in Wilgersdorf auf. Der erste Wandertag (warm und sonnig) hatte mich ganz schön platt gemacht – und Schweinehund auch. Dabei wären für die gestrigen 26 Kilometer bis zur Fuchskaute Ausgeschlafenheit und innere Stärke durchaus hilfreich gewesen. Der kommunikationslustige Hotelmensch sprach denn auch von einer DER Königsetappen des Rothaarsteiges (Aha, also Rothaarsteig den ganzen Tag – ich muss mich erst mal wieder orientieren) und warf außerdem in die Runde, es seien nicht 26 sondern 29 Kilometer bis zur höchsten Erhebung des Westerwaldes. Schönen Gruß von Frau Komoot – sie hat das Gegenteil bewiesen (siehe unten).

Der Steig jedoch machte seinem Namen alle Ehre. Auch wenn der Bruder (der wiederum den Tag über mit Muttern anderweitig unterwegs war) es geradezu lächerlich fand, SOWAS Steig zu nennen (er war mit seinem Mountainbike wohl unterfordert…). Über weite Strecken wanderte ich auf schmalen Pfaden auf (680 Hm) und ab (510 Hm) hauptsächlich im Wald, was bei den sommerlichen Temperaturen für angenehme Kühle und schattige Pausenplätzchen sorgte.

Wie schon erwähnt: Es grünt und blüht nicht überall. Und so waren auch gestern wieder die Folgen von Februar-Sturm und Borkenkäfer allgegenwärtig. Wie man in verschiedenen Gesprächen erfährt, werden schon gar nicht mehr alle Wälder aufgeräumt (da der Holzpreis eh im Keller ist); viel soll einfach liegen bleiben und zum Urwald werden. Außerdem scheint es neue Erkenntnisse und Tendenzen zum Thema Aufforstung zu geben: Monokultur Fichte ist Out! Mischwald (v.a. auch Eichen) ist In! Vielleicht gibt es ja doch noch Hoffnung für den deutschen Wald. Ach, wär das schön!

Müd und matt wie er war, lag Schweinehund mir ständig in den Ohren und wollte hier ein Päuschen machen, da mal kurz hinsitzen. Dafür stehen auf dem gesamten Rothaarsteig in regelmäßigen Abständen hübsche (und wie Schweinehund sagt: saubequeme) Bänkchen bereit, die die Form des Logos aufgreifen und an ausgewählten Stellen sogar als Schaukel konzipiert sind. Herrlich! Es erübrigt sich zu erwähnen, dass Schweinehund jeweils nur schwer zum Weiterwandern zu bewegen war.

Die Strecke bot allerlei (semi-)spannende An- und Ausblicke – hier eine kleine Auswahl:
1. Eine Wiese mit Wildapfelbäumen, dem Baum des Jahres 2013. Das wirft die Frage nach dem diesjährigen Baum des Jahres auf. Für die, die es nicht wissen: Es ist die Robinie!
2. Der Ketzerstein, ein Basaltblock aus der Tertiärzeit (läppische 300 Mio Jahre alt). Angeblich soll in seiner Nähe die Kompassnadel schwanken. Da ich ohne Kompass, weil mit Frau Komoot unterwegs bin, konnte ich das leider nicht überprüfen.
3. Hübsches Fotomotiv – Rahmung inklusive!

7 km vor der Fuchskaute traf ich dann auch wieder auf den E1, der sich von rechts über die Westerwälder Höhen (wo der Wind so kalt undsoweiter) aus Richtung Herdorf anschlich. Dessen Beschilderung hat an manchen Stellen auch schon bessere Zeiten gesehen. Teilweise scheinen die noch aus Zeiten zu stammen, als man von der EU oder gar europäischen Fernwanderwegen noch nichts wusste.

Und dann war‘s endlich auch geschafft – nach über 7 Stunden der letzte „Anstieg“ (siehe Bild links unten – haha!) zur Fuchskaute. Es gibt tatsächlich ein Gipfelkreuz, das eine Höhe von 657m ausweist. Ansonsten macht die höchste Erhebung des über-seinen-Höhen-pfeift-der-Wind-so-kalt-Weserwaldes nicht besonders viel her. Immerhin, der Fuchskauten Lodge machte einen ansehnlichen Eindruck, als könne man dort zu anderen Zeiten vorzüglich tagen und feiern. Gestern hatte sie Cb (Corona-bedingt) geschlossen. Dafür erwartete mich das rote Taxi samt dem Rest der Reisegesellschaft. Auch schön!

Geradezu edel wurde übernachtet, Cb upgegradet von 3 auf 4 Sterne im Wildpark-Hotel zu Bad Marienberg. Näher an der Fuchskaute war nichts zu kriegen…

Der Bembel des Tages geht an die Gestalter der Rothaarsteig-Ruhebänkchen. Die Reisegruppe dankt – wir haben vorzüglich schaukelnd gedöst.

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