Portwein

Auf in den Schwarzwald – 23 Kilometer bis Neuenbürg!

Hinaus aus dem verschlafenen, aber hübschen Stein, hinein ins Gengenbachtal. Dort Slalom-Geschlängel um all die eifrigen Sonntagmorgen-Sportelnden, dann bergauf und hinein in den Wald. Die Landschaft sah heute schon ganz anders aus, als noch gestern im tiefsten Kraichgau. Nix mehr mit Wein- und Getreideanbau. Hohe Wiesen, Fallobst, Wald – dabei zunehmend Nadelwald (wo soll den sonst die schwarze Farbe für den Schwarzwald herkommen?).

Dass wir im Schwabenland angekommen sind (denn bis vor kurzem waren wir ja in Baden), merkt man natürlich unter anderem und vor allem am Dialekt, mit dem sich Frau Komoot ja bekanntlich etwas schwer tut. Ein besonders hübscher Wegname diesbezüglich: Das Saufangsträßle.
Frau Komoot: „Jetzt rechts auf Sauf-Angst-Räßle.“
Schweinehund und ich haben uns beömmelten vor Lachen und beschäftigten uns dann eine ganze Weile lang damit, uns immer neue Schweinehatz-Szenarien auszumalen, denn natürlich heißt es Sau-Fang-Sträßle. Bei genauerem Drüber-Nachdenken ist diese Variante aber vielleicht ähnlich rätselhaft- zumindest für Nicht-Schwaben.

Danach tauchten wir ein in die Pforzheimer Peripherie, soll heißen: Es wurde hässlich, und deswegen gibt es davon auch keine Fotos.
Um mir lange Wege in der Stadt Pforzheim zu ersparen, habe ich die Etappen Stein/Pforzheim und Pforzheim/Neuenbürg zusammengelegt und abgekürzt. Dummerweise habe ich dadurch die goldene Pforte in Pforzheim verpasst, den Startpunkt des legendären Westweges (in 12 Etappen durch den Schwarzwald von Pforzheim nach Basel), dem ersten Fernwanderweg Deutschlands, zu dem der E1 weitgehend deckungsgleich ist. Aber, voilà, hier ist eines aus dem weltweiten Netz:

Nach diesen etwas mühsamen Kilometern traf ich am Flüsschen Enz wieder auf den E1. Und was soll ich sagen? Unsere Markierung ist weg – Frechheit! So folgen wir jetzt also nicht mehr dem (grünen) X, sondern fortan der roten Raute für den Westweg.
Das Flüsschen Enz, das lustig aus dem Schwarzwald dahersprudelt, hatte ich mir im Vorfeld entzückend vorgestellt. Das war es mitnichten, war doch (oder ist) heute mal wieder Sonntag, wo alle frei und Ausflugshunger haben. Und so teilten wir uns den Weg mit einer Menge üblicher Verdächtiger (Mountainbiker, Fahrradfahrer, Motorradfahrer, Großfamilien, Fußkranke etc.).

In Neuenbürg übernachten wir in einem Wanderheim des Schwarzwaldvereins, der hier das Sagen hat. Ringsumher ragen schon die sagenumwobenen schwarzen Wälder auf. In der Schloss-Ruine, die faul in der Abendsonne lag, traf ich erstens einen weiteren E1-Wanderer (der jedoch mit Zelt und deutlich schneller unterwegs ist), verspeiste zweitens ein leckeres Abendessen und wurde dann drittens vom portugiesischen Kellner in den Weinkeller auf ein Gläschen Portwein gelockt. Der Keller entpuppte sich als portugiesische Touristenfalle, gab es doch allerlei pseudo-portugiesischen Nippes zu kaufen. Da war ich froh, sagen zu können, dass ich zu Fuß unterwegs bin und leiderleider nichts kaufen kann.

Aber der Portwein war lecker, keine Frage. Darauf einen Bembel!

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