Sebastian K.

Die heutige Etappe war ein wenig kürzer, weil mich am Ziel Besuch erwartete. Muddi war auf eine Stippvisite von Stuttgart in den Schwarzen Wald gereist. Also nur 15 Kilometer bis Dobel.

Unfassbar, wie sich – auch wenn man schneckenhaft zu Fuß unterwegs ist – doch innerhalb von zwei Tagen die Landschaft komplett verändern kann. Nix mehr mit großzügiger Kraichgau-Landschaft. Hier duckt sich das Örtchen Neuenbürg zwischen Tannen- (naja, wohl eher Kiefern-) bestandenen gar-nicht-so-kleinen Hügeln (Ab wann ist ein Hügel ein Berg?) ins Tal, zwängt sich das Flüsschen auch noch vorbei, geht’s an allen Dorf-Ecken und -Enden steil bergauf. Und so auch zu Beginn der Etappe.

Nach dem ersten derben Anstieg traf ich einen Hundi-Gassi-Geher, der mich gleich in ein Gespräch verwickelte, dass ja nun gleich die schönste Strecke auf dem ganzen Westweg kommen würde (naja, jetzt wollen wir mal nicht übertreiben), morgen geht‘s ja dann nur durch den Wald, da sieht man ja nichts (das wollen wir doch mal sehen), und überhaupt wohne er ja gleich um die Ecke und könne sich nichts Besseres vorstellen, es sei einfach SAU-SCHÖN hier, gell, Bello, jetzt geh‘n wir gleich nach Hause, dann gibt‘s was Leckeres (und ich fürchte, dem Besitzer was Lecker-Flüssiges ins Glas).
Ob der Mann Recht hat, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht beurteilen, aber die Aussicht, die uns kurz später erwartete, hatte durchaus ihren Reiz. Von den Gras-bewachsenen, fast steppenähnlichen Höhen hatte ich einen grandiosen Weitblick zurück Richtung Kraichgau und Odenwald, auf die Rheinebene und die französischen Vorgesen. Sagenhaft!

Danach ging es hauptsächlich durch den Wald, wo uns (mir und meinen beiden Alter-Egos, Schweinehund und Frau Komoot) allerlei Gestalten schon mal mit den kulturellen Gegebenheiten (z.B. Schwarzwälder Bommelhut) vertraut machten. Welche Art von Wunder arglosen Wanderern an dem engelsgleichen Totempfahl widerfahren können, konnten wir leider nicht eruieren – uns ist keines geschehen.

Nach dem heutigen „Spaziergang“ erreichten wir Dobel um die Mittagszeit. Dobel, die „Sonneninsel des Schwarzwaldes“ liegt umgeben von riesigen Wiesen auf der Höhe. Außer Sonne und eifrigen Jungbauern, die ihre Wiesen um die Wette mähten (es ist heißes Heu-trocknen-Wetter angesagt) war jedoch an diesem trägen Montagmittag hier nicht viel los.

Also fuhr ich mit Muddi, die mich in Dobel erwartet hatte, nach Bad Herrenalb, einem Örtchen mit Sahneschnitten-Stuben, Kurpark, Klosterruine und Kneipp-Anlage. Dort verbrachten wir einen vergnüglichen Nachmittag zwischen Cappuccino, Wassertreten und Zeit-Rätsel-lösen und fielen abends noch in der Klosterklause auf ein paar echt schwäbische Maultaschen ein.

Das Wassertreten hilft gegen vielerlei Beschwerden und Wehwehchen, das wusste schon der Entdecker det janzen, der Pfarrer Sebastian Kneipp. Von wunden Wanderfüßen steht zwar wahrscheinlich nichts in seinen Schriften, aber ich sag dir Sebastian: Staksen durch kaltes Wasser wirkt auch DAgegen wunderbar! Einen Bembel für dich!

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