Nacktfrosch

Heute Morgen hing Schweinehund unleidlich am Frühstückstisch und auch ich hatte mal wieder doofe Kopfschmerzen. Frau Komoot sagte nichts, aber ich konnte in der Denkblase über ihrem Kopf lesen: „Na, ihr hättet gestern die letzte Weinschorle auch weglassen können…“
Nein, nein, nichts dergleichen! Ich werde ja wohl einen ausgewachsenen Kater von migränigen Kopfschmerzen unterscheiden können!
Wie dem auch sei! Frau Komoot zeigte sich erst recht unnachgiebig und gab vor: 25 Kilometer zur Schattenmühle in der Wutachschlucht, und nein, nicht auf direktem Weg, sondern nochmal luftig über die Schwarzwälder Höhen. Die von Frau Komoot im Endergebnis angegeben 1.280 Hm rauf und 1.640 Hm runter sind allerdings etwas übertrieben, um nicht zu sagen, das Blaue vom Schwarzwälder Himmel herunter gelogen. So dann doch nicht!

Aber wo wir gerade bei Übertreibungen sind: Auf dem ersten Wegstück begegneten mir beiläufig mal wieder Beispiele für die Schwarzwälder Übertreibungsmode – neulich hatten wir‘s ja auch schon von der Größe der Schnecken und Würmer.

Heute waren es die Gießkannen-Sammlung und wirklichwirklich riesige Ameisenhaufen, die für große Augen und lächelnde Herzen sorgten.

Nach sechs Kilometern erreichte ich Lenzkirch, was außer einem Schluchtensteig-Aussichtspavillon nicht wirklich viel zu bieten hat. Oder doch … ein bemerkenswertes Schild! Man braucht sich über das schlechte Image von Lehrerinnen und Lehrern nicht wundern, wenn vor Schulen SOLCHE Schilder hängen. Da möchte man über die Qualität des dortigen Unterrichts gar nicht erst nachdenken… (gelb-blaues Aufjaul-Emoji!)

Vor dem einzig schönen Haus, dem Rathaus, parkte ein LKW und verhinderte meine Touristen-Fotografiererei. Ich wandte mich stattdessen dem Info-Kasten des Schwarzwald-Vereins zu. Wer am nächsten Sonntag noch nichts vorhat, kann an einer Nacktfrosch-Wanderung (?) teilnehmen. Treffpunkt: 10 Uhr hier am Info-Kasten. Des Weiteren können zu den Bürozeiten des Vereins Holzbrettchen mit sinnigen Sprüchen erworben werden. Leute, ich sag‘s euch: Der Schwarzwald-Verein-Sprüche-Schnitzer weiß Bescheid! Da ist viel Wahres dran!

Also: Hinein in den Wald und (vielleicht ein letztes Mal) hinauf auf die Höhen, wo ich daselbst eine vorzügliche Hütten-Füße-hoch-Pause machte. Als ich dann beim Weiterwandern aus dem Wald trat, sah ich einerseits zurück Richtung Hochschwarzwald, andererseits Richtung Osten, wo der Schwarzwald in die Baar übergeht. Die Baar (vorher nie gehört, auch gerade erst gelernt), so heißt die Hochebene zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb, durch die ich dann ab spätestens übermorgen wandern werde.
In Kappel, einem hübschen aber unspektakulären Örtchen haben zwar die Häuser (auch) noch historische Hausnummern, die Fahnen jedoch, die dort im Wind wehen, sind hochaktuell. Gut so!!

Wenig später tauchten wir ein in die Welt der Schwarzwälder Schluchten. Erst stießen wir auf das Flüsschen Haslach, das wenig später in die Wutach mündete. Der Weg machte dem Schluchtensteig (dem ich jetzt zeitweise folge) alle Ehre, war steigig und schluchtig, auch wurzelig und steinig und ging prächtig auf und ab. Dazwischen gabs Fotomotive und entspannende Fußbäder for free. Ich sag‘s gerne mal wieder: HERR-LICH!

Genächtigt wird in der Schattenmühle, wo sich das Schluchtensteig-Wandervolk trifft, das jedoch in Gänze in der Gegenrichtung unterwegs ist, mir also voraussichtlich nicht mehr über den Weg laufen wird. Der Service wird – ebenfalls in Gänze – von einer tschechisch-kroatischen Frau- und Mannschaft gewuppt, die das fein macht, auch wenn die Verständigung teilweise etwas schwierig ist – insbesondere mit Mund-Nasen-Schutz!

Deswegen: Einen Bembel für all die Saisonkräfte aus fernen Landen, die hier und anderswo den Tourismus-Laden am Laufen halten.

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