Den Pausentag gestern hat Schweinehund wirklich sehr genossen. Während ich bei schönstem Sommer-Wochenendwetter am Reschensee (auf einer Himmelsliege!!) meinen Blog vervollständigte, bekam er nicht genug von dem türkis-glas-klaren Wasser und der Bergwelt um uns her. Besonders der mächtige Ortler, der von Süden ins Vinschgau (Landschaft südlich des Reschenpasses) und auf den See kuckt, hat es ihm angetan (zweites Foto).
Gestern durften wir das alles bei herrlichem Wetter genießen, waren ja aber mit dem Auto des Bruders (ja, mein eigener leiblicher Bruder) unterwegs. Heute nun war die dazugehörige Fußmarschetappe dran: Von Pfunds nach Reschen, 25 Kilometer, 1.000 Hm rauf.
Schon morgens lag Schweinehund stöhnend und Augen verdrehend neben mir im Bett, denn er sah natürlich Ü-BER-HAUPT nicht ein, warum wir uns ein Ziel, wo wir gestern schon waren, heute nochmals erwandern sollten. Jedoch: Frau Komoot und v.a. der Bruder waren unerbittlich. Letzterer weigerte sich sogar, mich nochmals eben zur Bank zu fahren. Ne-wenn-man-einmal-im-Auto-sitzt-wird‘s-noch-schwerer-du-alter-Klugschwätzer-aber-auch-du-weißt-wie-ich’s-mein!!
Also schulterte ich wieder mal mein Rucksäckle und wanderte bei sonntäglichem Glockengeläut hinaus aus Pfunds und entlang des Inns Richtung Reschenpass. Das Wetter war kühl-bedeckt und für später waren Regen und Gewitter angesagt.
Zunächst folgte ich der Via Claudia Augusta, einer alten Römerstraße über die Alpen, die heutzutage als Fahrradweg ausgebaut ist (Sie gilt als eher einfache Alpenüberquerungsstrecke – wer sich also berufen fühlt…!).
Der Weg führte unten am Fluss entlang, während sich die Reschenpassstraße in luftige Höhen aufschwang und über uns durch Felstunnels und Galerien führte. Mit dem rechten Fuß quasi auf der schweizer und dem linken auf der österreichischen Seite der Grenze erreichte ich Alt-Finstermünz, eine mittelalterliche Gerichtsstätte und Grenzbefestigung am bzw. über dem Inn.
Frau Komoot hatte sich wohl in den letzten Tagen zu wenig beachtet gefühlt und daher beschlossen, mal so richtig auf den Putz zu hauen und auf sich aufmerksam zu machen.
Sie tat dies in Form eines Weges (wo wir die Via Claudia Augusta verloren haben, ist mir schleierhaft), der direkt an der Reschenpassstraße entlang führte (fassungslose Autofahrer), dann durch ein altes Tunnel (eigentlich gesperrt), über Steinschlagschutt (auch verboten – aber Leute, da war kein anderer Weg, ich schwöre!) bis hin zur Festung Nauders.
Der Weg, der sich anschloss, der s.g. Kaiserschützenweg, war zwar legal, aber nicht weniger abenteuerlich. Unten stand geschrieben, man habe den Steig bewusst ausgesetzt angelegt, was in der Praxis bedeutete, dass an der senkrechten Felswand Metallstufen und -leitern angeschraubt sind. An anderen Stellen wars einfach nur steilsteilsteil und ausgesetzt (aber immer seilversichert). Auf zwei Kilometer gings mal eben 450 Hm rauf. Da musste ich mich jetzt aber schon sehr zusammenreißen, um mich nicht schreiend nieder zu werfen und nicht mehr weiter zu wollen. Huiuiuihhh!!
Oben angekommen und grade mal so eben dem innerlichen Kollabieren entkommen durfte ich auf dem Schild lesen: Links hinunter (wo ich herkam) geht es zur Festung; es wird nicht empfohlen hinunter zu gehen!
WHAAAT??? Die-haben-sie-doch-nicht-mehr-alle-also-wirklich!!
Nun hoffte ich auf Wegbesserung. Und wirklich schlängelte sich das Wegchen munter auf der Höhe dahin und verlor sich prompt in einem diffusen Wirrwarr aus Wanderpfaden und Mountainbiketrails. Frau Komoot?!
Ich mach‘s jetzt einfach kurz: Der von Frau Komoot empfohlene Weg endete an einem Zaun, den ich dann entlang marschieren musste bis ein Treppchen die Güte hatte, hinüber zu führen, und das war ganz schön lange.
Da war‘s gut, dass danach der Gasthof Norbertshöhe auf mich wartete und Saftschorle und Pommes für mich bereithielt – nach dem 4 1/2-stündigen Ritt mehr als recht und billig.
Die restlichen 10 Kilometer waren dagegen „a walk in the park“. Nach Nauders ging es den breiten Talboden entlang Richtung Passhöhe und Reschensee.
Als ich kurz davor die österreichisch-italienische Grenze überquerte war Schweinehund plötzlich wieder voll da, weil er kapierte, dass er TATSÄCHLICH von Bremen ZU FUSS bis nach Italien gewandert war. Unfassbar!
Wie so oft hat auch das Wetter gehalten und erst vorhin hat es kräftig angefangen zu regnen.
Der Bembel des heutigen Tages geht mal wieder an Frau Komoot. Bist ne Gute! Und langweilig wird’s mit dir nicht – das ist mal klar!



















