Zweiminus

Das Erwachen heute Morgen war eines von der besseren Sorte mit Bettblick auf die gezuckerten Berge vor stahlblauem Himmel und unter strahlender Sonne. Auch das Frühstück war allerleckerst mit Nougathörnchen und selbstgerührten Marmeladen. Dort begegneten mir auch zwei junge Frauen, die mit ziemlich mitgenommenen Hacken und Zehen daherkamen. Natürlich quatschte ich sie an, sie seien ja wohl – den Füßen nach – auch schon ne Weile am Wandern. Ne, meinten sie lachend, das sei von den High-Heels. Ach SOOO, DAS gibt’s also auch!

Gutgelaunt und mit besten Wegempfehlungen meines Gastgebers vom Mairhof brach ich kurze Zeit später auf Richtung Vetzan: 22 Kilometer, tendenziell den Berg runter.

Wieder ging es auf halber Höhe am Berg entlang, mehrheitlich auf einem Fuß und Pfoten schonenden Graspfad, während sich weiter unten die Obstplantagen und Weinberge zunehmend häuften und hübsche geometrische Muster auf den Talboden zeichneten.

Bei der hübschen Kapelle St. Peter machte ich eine erste Pause und setzte mich aufs Bänkchen mit Blick auf den kleinen Friedhof und ins Tal. Was für ein Frieden! Manche Toten liegen eindeutig netter als andere, das ist mal klar. Weiß nicht, was man tun muss, um hier begraben zu werden – wahrscheinlich mindestens Alois oder Seppl heißen.

Kurz danach wurde es Weg-technisch etwas unübersichtlich, wie sich an Frau Komoots Aufzeichnungen leicht erkennen lässt. Wir kreiselten einige Male, krochen auf allen Vieren durchs Unterholz (das gelang Schweinehund deutlich besser als mir), zogen uns Kratzer und Brennnessel-Male zu und kamen dann doch nicht weiter. Frau Komoot schwieg.

Irgendwann wurde klar, dass wir unter Umständen, also ganz vielleicht, möglicherweise DIESEN Pfeil übersehen hatten:

Dieser kleine Ausflug hatte uns ganz schön Zeit gekostet. Mittlerweile war es sommer-südlich heiß, und da kam uns der dann leicht-flockig dahinmäandernde Weg durch schattige Kiefernwälder gerade recht.

Nach der Hälfte der Strecke war ich tatsächlich schon über vier Stunden unterwegs und doch recht kaputt von der Sonne. Also machte ich erst einmal ein Mannerschnitten-Päuschen.
– Das hat sich in den letzten Wochen seit ich in den Alpen bin (wo Sahneschnitten-Tempel rar sind) so etabliert – ganz praktisch: Man kann sie gut teilen … aber auch hervorragend alleine essen. Und sie sind einfach lecker! –

Danach marschierte ich tapfer weiter. In Tälern herrscht gemeinhin Platzmangel und das umso mehr, wenn auf jedem verfügbaren Zentimeter Apfelbäume gepflanzt werden. Da führt so ein Wanderweg schon mal über die Zuschauerränge des örtlichen Fußballfeldes (ernsthaft, da ging der Weg lang!).

Auch heute gab‘s nochmals kurze Wegabschnitte entlang von Waalen (sehr erfrischend) und zum Schluss noch eine gute Stunde trockenen Steinpfad mit Sonne im Nacken zum Abgewöhnen. Dafür war das Abendessen im Vier-Sterne-Sporthotel nebenan vorzüglich! Und das gibt dann – alles in allem – doch einen guten Tagesschnitt, sagen wir eine Zweiminus.

Der Bembel des heutigen Tages geht an Herrn Manner für seine Schnitten (seit 1890). In der alpinen Sahneschnitten-Tempel-Diaspora ein vorzüglicher Ersatz für unterwegs.

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