Tag drei (Mittwoch, 28.07.2021) auf dem Weg nach Berchtesgaden begann mit einem coronakonformen Frühstück in Gesellschaft der Hamburger Herren und einer recht unerfreulichen Wetterprognose – Regen (drei Tropfen!) ab Mittag. Also nix wie los – Tschüssle (!), ihr Beiden, habt einen guten Weg! – und schwupps war ich auf der Strecke Richtung Finsterwald (huuuhh!) am Tegernsee, Schweinehund- und Blasen-freundliche 16 Kilometer – wie schön.
Am Ortsrand von Bad Tölz begegnete ich dem ersten von mehreren Wegkreuzen, mit denen hierzulande offensichtlich am Wegesrand Verstorbener gedacht wird. Das Mägdelein Rosina Partenhauser vom Reitbauern bei Geißach, ach, wurde hier doch tatsächlich im Jahre des Herrn 1838 heimtückisch ermordet. Nicht schön.
Wenig später das (etwas mickrige) Pestkreuz, das an einen Bittgang der Tölzer im Pestjahr 1634 erinnert. Das Dorf Geißach starb kurz darauf aus, vermutlich weil die Geißacher die Wallfahrer mit Dreschflegeln und Mistgabeln vertrieben hatten. Was lernen wir daraus? Besser keine Pandemie-Wallfahrer mit Mistgabeln vertreiben – das könnte böse Folgen haben.
Heute indes lag das Dorf Geißach in mittwöchlichem Halbschlaf, als ich draufzu- und hindurchwanderte.
Danach ging es durch eine leicht gezähmte Moorlandschaft, genannt Attenloher Filzen, an deren Ende ein kleines buckliges Männlein auf einem Baumstamm saß.
Es grüßte recht freundlich, um mich anschließend in ein Gespräch zu verwickeln, in dessen Verlauf er mir aus seinem bewegten 85-jährigen Leben im Dorf nebenan erzählte. Unter anderem davon, wie er am Berghang gegenüber (siehe Bild) kurz nach dem Krieg Skifahren lernte, dort, wo später dann ein Lift gebaut wurde und er über Jahrzehnte als Skilehrer arbeitete. Derselbe Lift verschwand vor einigen Jahren mit einem reichen Russen gen Osten, Sibirien oder so. Seitdem (Schnee gibt‘s eh nicht mehr) wuchert neuer Wald über den Skihang – die ehemalige Pistenschneise ist aber noch erkennbar und die Liftstation gibt’s auch noch.
Der Rest der Etappe verschwand mehr oder weniger sang- und klanglos im Regen – erst stark-pladderig, später nieselig-feucht. Zwischendurch ging dann auch noch der Weg verloren und wir mussten uns durch hüfthohes Gras schlagen. Frau Komoot, wo bist du nur mit deinen Gedanken? Tsss…
Dankenswerterweise hatte sich mein heutiger Gastwirt in Finsterwald bereit erklärt, mich schon um 14.30 Uhr zu empfangen, obwohl heute eigentlich Ruhetag ist und so hatte ich einen wunderbar ruhig-verregneten Nachmittag im Hotelzimmer, bevor ich zum Abendessen gen Tegernsee schlenderte.
Im Gut Kaltenbrunn mit Blick auf den See speiste ich vorzüglich und war höchst vergnügt – bis ich feststellte, dass ich kein Portemonaie dabei hatte. Also Handy als Pfand hinterlegt, 1,5 Kilometer zurück zum Hotel, Geld holen, wieder hin, bezahlen und wieder zurück. Alors: plus 6 Kilometer Abendtraining!
Mit ein wenig Menschenkenntnis und Vertrauen hätte man das seitens der Restaurantleitung vielleicht auch anders regeln können; zum Beispiel mit Rechnung und Überweisung. Aber in Bayern – zumal in einem solchen Schickimicki-Edelschuppen – vertraut man offensichtlich nur sich selbst, goldenen Kreditkarten und in Ausnahmefällen vielleicht Gott; keinesfalls dahergelaufenen Wanderinnen.
In diesem Sinne ein Spruch meiner Oma: Was man nicht im Kopf hat, hat man in den Füßen! Darauf einen Bembel!












