Rumplbräu

Montag, 26. Juli 2021:

Und los geht’s wieder: Einfach loswandern. Natürlich nicht in dem Umfang, wie das die eingeschweißte Wandertruppe im letzten Jahr praktiziert hat, aber immerhin: knappe vier Wochen Wandern könnten vor uns liegen. Vor Schweinehund (meinem faul-maunzigen Alter Ego), Frau Komoot, meiner Wander-App (die mich schon im letzten Jahr so wunderbar durch die Wanderwelt gelotst hat) und mir.

Nach einer Woche vielfältiger Familienunternehmungen in Stuttgart, Odenwald und in der Schweiz, stiegen wir Montag früh in Stuttgart in den ICE, der uns geschwindgeschwind (und dann doch nicht so geschwind, wie üblich bei der Deutschen Bahn) nach München brachte. Der publikumsorientierte Zugbegleiter konnte zwar nichts für den vorausfahrenden Zug, der uns eine Verspätung von 20 Minuten einbrachte, unterhielt dafür aber die Reisegesellschaft mit launigen Sprüchen wie: „Wir erinnern Sie an das Tragen eines medizinischen Mund-Nasen-Schutzes in all unseren Zügen. Und für alle, die sich nicht daran halten: Der nächste Halt ist dann in wenigen Minuten Ulm Hauptbahnhof.“

WIR verließen den Zug in München-Passing und hopsten in die S-Bahn, die uns zuverlässig an den Münchner Stadtrand brachte: Höllriegelskreuth, so der Name meines Startpunktes, was für ein Name aber auch! Von dort Richtung Wolfratshausen: 22 Kilometer.

Die Tour führte vielfach hübsch durch den Wald, was bei den hohen Temperaturen und der Schwüle mehr als angenehm war. Nach drei Kilometern kam ich das erste Mal an die Isar, der ich zwei Tage folgen sollte. Schnell wurde klar: Die Regenmassen der letzten Tage haben ihre Spuren hinterlassen. Die Isar führt derzeit Hochwasser, ist braun-verschlammt und fließt ganz schön schnell dort zur Donau hin. Die Farbe ist zwar für Fotos nur mäßig attraktiv, aber sie stören nicht in DEM Sinne der Wandertruppe Kreise.

Anders die überschwemmten Pfade und matschigen Wege. Und die Mücken, die sich in den überfluteten Isarauen tummeln und arglose Wandersleute anfallen. Aber dazu später.

Zunächst einmal führte uns Frau Komoot zum liebst an der Isar gelegenen Kloster (ach was, Benediktinerabtei!) Schäftlarn. Dort war an ein ruhiges Mittagsschläfchen auf Holzbänkchen in Klostergärtchen nicht zu denken, da eine Horde halbwüchsige bayrische Jungendliche des dort ansässigen Internats um mich herumturnten. Also begnügte ich mich damit, ein Lichtlein (Opferlicht, nicht Opferpflicht, wie ich zuerst las) zu entzünden und nach einer kurzen Schattenrast weiter zu wandern.

In Folge traf ich im Wald und an der Isar immer wieder auf Folgen des Hochwassers und der Starkregenfälle: Abbruchkanten, in den Wald geschwemmter Sand, Sumpflöcher statt Wegen. Teilweise musste ich die Sumpflöcher mittels Baumstämmen queren, was weder mein Ding ist, noch das von Schweinehund, der mir NATÜRLICH in den Ohren lag: Ich hab‘s doch gleich gesagt, viel zu viel Regen in den letzten Tagen, und dann so dicht an der Isar entlang, ist doch bescheuert undsoweiterundsofort. Dabei wäre ein Plumps in den Sumpf zwar äußerst unangenehm, jedoch ja nicht lebensgefährlich gewesen. Die Mückengeschwader indes, die uns Arme und Pfoten komplett verstachen, machten die Sache nicht eben besser, so dass wir zwischendurch schwerstens genervt waren. Komplett verschwitzt ob der Hitze waren wir sowieso.

Einmal querte ich die Isar über ein hübsches „holzgetäfeltes“ Wehr, um dann langweilige und heiße letzte Kilometer (schnurgerade Teerstraße in der Nachmittagshitze) durch die Pupplinger Au hinter mich zu bringen. In Wolfratshausen hatte ich Frau Komoot die falsche Info zur Lage des gebuchten Hotels gegeben, so dass nochmals 2,5 Kilometer in der Stadt hinzukamen.

Es bestätigte sich also die alte Wanderregel: Lang- und Weitwanderungen sind kein Zuckerschlecken und ein Ponyhof schon gleich gar nicht, besonders nicht in den ersten Tagen.

Wer mal nach Wolfratshausen kommt: Ich empfehle das Hotel/Restaurant Landhaus, in dem ich höchst freundlich bewirtet wurde, während draußen gewittertechnisch die Welt unterging. Nicht zu empfehlen (da kann es noch so hübsch heißen und aussehen): Mein Nachquartier, der Gasthof Humplbräu, denn der sollte definitiv Gasthof Rumplbräu heißen, so wie es da bis nachts um 3 Uhr herumrumpelte.

Gibt‘s wieder Bembel? Mit Ruhm und Ehre verbundene Erwähnungen wegen besonderer Verdienste zum Ende jeden Blog-Eintrags: Aber sischer dat! Den Bembel für den Service im Landhaus zu Wolfratshausen.

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