„Schluck“-Impfung

Das Aufwachen und Frühstücken in der Alten Bergmühle in Fischbachau heute Morgen war erste Sahne. Wer da mal hinkommt – echte Empfehlung! Vor mir lagen – bei mal wieder schönstem Wanderwetter – läppische 10 Kilometer und, okay, auch ein paar Höhenmeter zur Mitteralm am Wendelstein gelegen.

Gleich nach dem ersten Kilometer stolperte ich über die Wallfahrtskapelle Birkenstein. Die Kirche sei, so der Wanderführer zum Maximiliansweg, auf dem ich jetzt unterwegs bin, „Zentrum einer beinahe archaisch anmutenden Marienverehrung.“ DAS kann man wohl sagen!!

Beeindruckend, der Freiluftaltar samt an Birkenstamm aufgehängter Kanzel, der Wallfahrtsladen mit Holzengelchen und Taschenheiligen – geweiht! – und die verschiedenen Marienkapellen. Die Holzkreuzsammlung an der Kapellenwand erinnerte mich ein wenig an das Leben des Brian: „Jeder nur ein Kreuz…“
Halloo…? Freundlichst wird um Ruhe und würdiges Benehmen gebeten. Ach ja, klar, Schuldigung! Würdig und ehrfürchtig saßen Schweinehund und ich in der Hauptkapelle (Fotos verboten), als zwei kleine Nönnchen die Bühne, sprich: den Altarraum betraten. Schlurfenden Schrittes, gesenkten Hauptes und bepackt mit Unmengen von Glasväschen und Rosen machten sie sich daran, liebevollst und in herzzerreißender Frömmigkeit den Altar zu schmücken, verrückten da ein Väschen, steckten da die Röschen nochmals um. Da kullerte Schweinehund glatt ein Tränchen über die Schweine- äh Hundebacke.

Danach ging es auf langen Schotter-Ziehwegen durch den Wald, stetig bergauf, bis der Wald sich lichtete und wir endlich auch mal ein paar schöne Ausblicke hatten.

Vorbei an staunenden Kühen und Unmengen von Wegausschilderungen (Achtung, stillgestanden! Maximiliansweg!) ging es über hügeliges Almland (wie‘s halt so is, am Berg) weiter bergauf.

Nach halber Strecke kamen wir an den Abzweig zum Breitenstein. Und obwohl Gewitter angesagt waren, konnte ich nicht umhin, DIESEN Abstecher mitzunehmen. Um der guten alten Zeiten Willen, als wir uns unter der Feldwebelschaft des Großvaters heiße, sonnenflirrende Latschenkiefernhänge hochgequält haben, mit um den Hals baumelnden Plastiktrinkfläschchen mit dem Fassungsvermögen eines Schnapsglases. Breitenstein also! Und DAS hat sich mal RICHTIG gelohnt. Toller Blick rundum (interner Scherz: Wenn nur der böse Dunst nicht gewesen wär) und ein vorzügliches Füße-hoch-Päuschen.

Danach packte ich Schweinehund in den Rucksack, briefte Frau Komoot (kürzester Weg zur Mitteralm) und nahm die Füßchen in die Hand. Steil bergab, dann wieder bergauf, drauf zu auf die Steilwand des Wendelstein (Wo soll denn HIER der Weg langgehen??), vorbei am Wendelstein (nicht DRÜBER wie seinerzeit Maximilian, König in Bayern: „Je höher wir kamen, desto mehr stiegen die Schwierigkeiten, die man für nicht schwindelfreie Steiger auch Fährlichkeiten nennen konnte, scharfe Kanten und Felsvorsprünge, die den Blick in die schauerlichen Tiefen des jähen Abhangs ziehen.“ OHA!!), VORBEI also, und dann – mit Donnergrollen im Rücken der Mitteralm entgegen. Ich erreichte sie mit den ersten Regentropfen eines dann doch nicht über uns niedergehenden Gewitters. (Dafür tobt es jetzt, da ich diese Zeilen schreibe, draußen vor der Hüttn.)

Da außer mir coronabedingt – welch Tragik für alle Hüttenwirt:innen dieser Welt – nur noch zwei andere Übernachtungsgäste da sind, gab mir Petra, die Hüttenwirtin, statt eines Lagerplatzes, ein hübsches kleines Zimmerchen, in dem Schweinehund nach einer herrlichen Dusche erst mal ne Stunde pofte. Die Wendelstein-Zahnradbahn fährt quasi durch unser Almenbettchen und eröffnet ganz neue Perspektiven für den für morgen angekündigten Regentag. Frau Komoot hat‘s versprochen: Bei Regen: Bus- und Bahnfahr‘n.

Neben mir am Almentisch der Gaststube tagt die Belegschaft der Zahnradbahn Wendelstein und kalauert über Corona-„Schluck“-Impfungen, die sie vielfältig auch schon mal ausprobieren. Marille geht ganz gut! Ich glaub, bevor ich mal wieder an einen Stammtisch gebeten werde, verkrümele ich mich in mein gemütliches kleines Zimmerchen.

Bonne nuit, ihr Lieben!

Bembel? Ach ja, Bembel!
Äh… Schluckimpfung? Ach ne… Breitenstein? Bembel für nen Berg? Ne, oder? Ach, dann weiß ich‘s auch nicht. Vielleicht für meine neuneuen Wanderstiefelchen? Eins A! Deutlich weniger Blasen als zuletzt!

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