Während der letzten Nacht hat es teilweise schlimm geregnet über der Mitteralm, doch in meinem Bettchen war’s warm und heute Morgen dann auch draußen trocken – zumindest von oben – also nix mit Bahnfahren. Nach einem vielfältig liebevoll kredenzten Frühstück von Petra, der Hüttenwirtin, machte ich mich auf den Weg. 9 Uhr – eigentlich viel zu spät für die anstehenden 24 Kilometer und 1.200 Höhenmeter, hinunter ins Inntal und auf der anderen Seite wieder rauf zum Hochrieshaus; der Chiemsee in Sichtweite.
Zunächst wählte ich den von Petra empfohlenen Trampelpfad durch den Wald (statt Schotterziehweg, mal wieder), der aber irgendwie im nirgendwo endete, so dass Frau Komoot mal wieder gefordert war, uns auf den rechten Weg zurückzuführen. Im Nirgendwo war‘s tatsächlich etwas gruselig, weil recht bevölkert von schwarzen Molchen, die vorzugsweise zu zweit auf meinem Weg lungerten und was auch immer miteinander hatten. Brrr…!!
Da war ich dann fast froh, zurück auf dem Fahrweg zu sein und anderen – aufsteigenden – Wanderern zu begegnen. Auch der eine oder andere Ausblick auf das heutige Ziel bot sich (der höchste Berg in der hinteren Bergkette; ziemlich in der Mitte des Bildes), wobei man natürlich mit Schweinehund trefflich darüber disputieren kann, welchen Einfluss SO ein Blick auf die Motivation hat.
Um ihn milde zu stimmen gab‘s in der Metzgerei Kürmeier in Brannenburg erst mal eine Leberkässemmel auf die Pfote; gefragter Laden – zumindest Samstag gegen 12 Uhr – und die Semmel, sakrisch guat!
Brannenburg, so lernen wir im Wanderführer, entwickelte sich im 19. Jahrhundert zur Künstlerkolonie – ein oberbayrisches Worpswede also. Den „Kulturverführerweg“ touchierten wir lediglich beiläufig, aber gleich taten sich Bildungslücken auf. Wer war doch gleich die Familie von Heiseler?
Wer von West nach Ost geht, kreuzt unweigerlich die Verkehrsadern in Nord-Süd-Richtung, so wie wir heute das Inntal: Fußweg an der Straße – Bahnstrecke – Fußweg an der Straße – Inntal-Autobahn Richtung Kufstein – Fußweg an der Straße – Inn (gar nicht grün wie im Kufsteinlied) – Fußweg an der Straße. 6 Kilometer, die man sich durchaus auch hätte sparen können.
Das hübsche Flößerstädtchen Nußdorf hingegen sei ein echter Hingucker, so liest man, doch dafür ist ja keine Zeit mit 1.200 noch zu absolvierenden Höhenmetern im Nacken. Und so reichte es nur für ein paar Fotos im Vorbeigehen, bevor es weiterging.
Im Gasthof Duftbräu (wieder mal ein namenstechnisches Highlight) fielen wir – um unsere Nerven ob der Höhenmeter zu beruhigen – auf eine Sahneschnitte ein und landeten mitten in einer bayrischen Hochzeit. Was soll ich sagen? Die machen wirklich ernst hier: mindestens die Hälfte der Gäste in Lederhosen und Dirndl. Toll! Da ich niemandem zu nahe treten wollte, begnügte ich mich fotografischerdings mit der Hochzeitskutsche.
Und danach haben WIR dann noch zwei Stunden richtig ernst gemacht – mit den Höhenmetern. Je höher wir kamen, desto atemberaubender die Ausblicke, ins Alpenvorland (topfeben!) und den Chiemsee sowie die heranziehende Regenfront aus West. Kurz vor dem Gipfel hat sie uns dann doch noch erwischt, die Regenfront. Die warme Dusche und mein Aussichtseckzimmer, das ich coronabedingt alleine bewohnen darf, sind jedoch Entschädigung genug.
Der Bembel am heutigen Tag für den Erfinder (oder war es gar eine Erfinderin?!) der Leberkässemmel oder auch LKW (LeberKäsWecken), wie wir im Schwabenland sagen. Leckerst!!














