Gestern (5. August 2021) war tatsächlich schon der letzte Tag meiner Wanderung von München nach Berchtesgaden; der vorerst letzte mit Schweinehund und Frau Komoot alleine. Katerstimmung (schon wieder?!) und Abschiedsschmerz machen sich breit, heute, am Ruhetag in Berchtesgaden, bevor dann morgen ein neues Abenteuer beginnt. Damit das hier nicht zu emotional wird, nochmal eben der Wander- und Wetterbericht von gestern – auch der Vollständigkeit halber. Die letzten 22 Kilometer standen an.

Es hatte in Bad Reichenhall TATsächlich die GANZE Nacht DURCHgeregnet, so dass es Schweinehund gestern Morgen alles andere als eilig hatte mit dem Loskommen. Irgendwann gegen 10 Uhr sind wir dann aber doch losgezogen. Schweinehund hatte für Bus oder Zug plädiert (wie üblich) mit den Argumenten: schlechtes Wetter, schlechte Wege (infolge der Unwetter), und eine mutmaßlich uncharmante Strecke entlang der Bahn/Straße. Aber Frau Komoot hatte dagegengehalten (auch wie üblich), wir könnten ja jetzt schließlich nicht die letzte Etappe, die wir zu dritt haben, mit der Bahn fahr’n. Nono! Njet! E basta! Oha! Jaja…
Also los durchs regengraue Bad Reichenhall mit seinen Kurgärten und Wandelhallen, seinen Gründerzeitvillen und Wasserbrunnen. Gewandelt werden darf derzeit nur in Einbahnstraßenmanier und im Abstand der üblichen 1,5 Meter – da bekommt der Ausdruck „Kurschatten“ eine ganz neue Bedeutung!




Hinaus aus dem Städtchen hätt’s so schön sein können. Entlang der glasklaren Bischofswiesener Ache, durch den lichten Wald, vorbei an Wasserspielplätzen und Kneippbecken, aber ach, es war die Hölle, und zwar die Mückenhölle!


Die Viecher sind offensichtlich zu Trillionen in den letzten Tagen aus ihrer Eiern gekrabbelt und machten uns nun das Leben RICHTIG schwer. Eigentlich war‘s zu warm für den Regenponcho, aber der bot immer noch den besten Schutz gegen die Invasion. Schweinehund jaulte herzzerreißend! Sogar unter die Kapuze sind die gekrabbelt und haben wahllos Kopfhaut zerstochen. Da half nur Augen zu und durch und marschieren, was das Zeug hält.
Etwa nach der Hälfte der Strecke kam ich an den ersten sichtbaren Starkregenschäden vorbei. Da hatte das Wasser ganz schön gewütet! Und wieder mal kam ich auf dem eigentlich gesperrten Wanderweg von hinten. Das scheint jedoch in vielen Fällen, so habe ich neulich gelernt, eine eher versicherungs- als gefahrentechnische Angelegenheit zu sein. Und man kam auch überall problemlos durch.



Im mutmaßlich romantischen Örtchen „Winkl“ wollte ich ein regen- und mückenfreies Päuschen in einem hübsch-winkligen Cafe einlegen. Leider landete ich stattdessen im „Huchting“ (Bremer Brennpunkt) von Berchtesgaden, sprich in einem Ortsteil, geprägt von Sozialbau-Klötzen. Nix mit oberbayrischer Romantik! Aber auch dort sind „wir“ gut deutsch und hissen unsere Flagge schon mal am Laternenmast.


Nach diesem Pausen-Desaster machten wir, dass wir nach Berchtesgaden kamen und zwar auf dem schnellsten aller Wege, auch nicht über Los und schon gar keine 4.000 Euro. Deswegen können wir uns in Berchtesgaden auch nur die Pension Eden leisten, die für 25 Euro die Nacht – man kann es sich denken – weit entfernt von paradiesisch ist. Aber für zwei Nächte wird‘s gehen.




Berchtesgaden empfing uns in aufgelockerter (Wetter-) Stimmung, und sogar der Watzmann grüßte kurz durch die abendlichen Wolken. Routiniert erledigte ich mein Waschsalon-Programm (das ziemlich nötig war) und speiste hernach aufs Feinste am Marktplatz zu Abend.
Ab morgen geht‘s dann mit dem Alpenverein über die Alpen zu den drei Zinnen in den Dolomiten. Hab tatsächlich noch recht kurzfristig ein Plätzchen ergattert, was mir in Anbetracht der gesteigerten Wanderschwierigkeit und des derzeitig unsteten Wetters ganz lieb ist.
Und heute? Ruhe und resümieren: Schön war’s auf Maximilians Weg. Tolle Landschaft, grandiose Ausblicke, nette Menschen. Da will definitiv nochmal die andere Hälfte von Bregenz nach Tegernsee erwandert werden!
Das mit den Bembeln ist dieses Jahr ganz schön schwierig. Aber Schweinehundchen hat‘s bis hierher ganz gut gemacht, finde ich. Ist tapfer und treu an meiner Seite durch die feucht-fröhlichen Tage gewandert. Fein! Bembel!