Protzbauten

Tag zwei in Paris. Für heute Vormittag war sonniges Wetter angesagt; nachmittags sollte es zuziehen. Dann also erst einmal los zu weiteren Outdoor-Highlights dieser wunderschönen Stadt und die Kunst auf später verschoben – die sollte jedoch auf JEDEN Fall noch sein. Insgesamt notierte Frau Komoot knappe 10 Kilometer.


Paris ist groß, sehr groß. Deswegen beschwerte sich Frau Komoot auch nicht, als Schweinehund und ich direkt an der Unterkunft in die Metrostation abtauchten, um Kräfte schonend ins Zentrum zu gelangen.
Die Türschleusen sollen wohl verhindern, dass sich Geisteskranke auf die Gleise werfen oder Tattergreise zwischen Zug und Bahnsteigkante rutschen, jedoch muss sich Häschen ganz schön in Acht nehmen. Die Türen schließen prompt und ohne Rücksicht auf Verluste. Naja, bei sagenhaften 2,10 € pro Fahrt (Herr BSAG, aufgepasst!) sind ein paar abgequetschte Finger wohl inklusive.

An Notre-Dame purzelte ich wieder an die Oberfläche und fand mich einmal mehr mitten im schönsten Pariser Touristen-Idyll wieder. Nachdem die Kathedrale im April 2019 abgebrannt war, wird nun fieberhaft, aber offenbar nicht ohne Hürden an ihrem Wiederaufbau gearbeitet – 2024 schon soll es so weit sein. Die Touristenmassen saßen friedlichst auf der extra dafür errichteten Showtribüne in der Sonne und das „rosige Leben“ war auch schon wieder da.

Eigentlich wollte ich von Notre-Dame aus nur eine kleinkurze Runde zum Jardin du Luxembourg drehen (wegen des hübschen Namens), um dann in Richtung Centre Pompidou zu wandern. Eigentlich. Denn in Paris kommt man nicht so richtig voran. Weil einen nämlich der Geist der Geschichte in allen Gassen sowas von umweht und man ständig über mehr oder weniger monumentale Sehenswürdigkeiten stolpert. Pont Neuf (stolper), Sorbonne (stolper)…
Als ich gerade nach rechts wollte, war links auf einmal, hoppla, wer sind wir denn? Das Pantheon. Louis XV mit seinem Faible für monumentale Protzbauten hatte es ab 1764 dort aufstellen lassen. Für 17,50 € hätte ich mir in der nationalen Ruhmeshalle die Grabstätten berühmter französischer Persönlichkeiten wie Emile Zola oder Marie Curie ansehen können. Den Eintritt habe ich mir gespart – und wollte ihn gegebenenfalls später in eine Sahneschnitte investieren.

Im Jardin du Luxemburg fand gerade das Ocean Race statt. Selbstredend war Schweinehundchen begeistert von den Segelschiffchen, die da über das Brunnengewässer tuckerten. Ansonsten war’s hübsch und belebt, aber schweinekalt, so dass ich schnell wieder den Rückzug antrat.

Nun aber wirklich auf zur Kunst! Nein, dieses Mal sollte es nicht der Louvre sein – den habe ich nur kurz touchiert und die Besucherschlangen am Eingang links liegen lassen.

Das Centre Pompidou sollte es sein, dieses großartige Kunst- und Kulturzentrum, dass sich Raumschiff-gleich aus dem Pariser Stadtbild abhebt. Während die deutsche Kunst-Touristin ganz ehrfürchtig war, ob der modernen Kunstschätze, die hier so lagern, zeigten sich die Franzosen extrem gelassen und entspannt bezüglich der Kunst – und der Sicherheit.

Die lassen die Besucher:innen doch tatsächlich mit Sack und Pack, Mann und Maus in die Ausstellung. Die Aufsichten (Turnschuhe und zerrissene Jeans oder wahlweise Holzfällerflanellhemd) hängen schon mal Nase popelnd auf ihren Stühlchen, während sich Kinder IHRE Nasen an teuren Kunstwerken platt drücken. Auch gegen Mäntel, Rucksäcke, Wasserflaschen, Kinderwagen und Lollis (IN der Ausstellung … gelb-blaues Munch-Emoji!) hat hier niemand was und so war es ein großes, freundliches und buntes Come Together zur Kunst. Und dabei sprechen wir hier NICHT über erste Skizzen einiger unbekannter Künstler:innen, wie man sieht.

Im Abgang gab es dann noch ein kleines Himmelsspektakel aus Wolken und Abendsonne über Paris, das mich sehr zufrieden und beseelt nach Hause tingeln ließ.

Und morgen? Morgen reise ich nach Spanien. Hasta luego!

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