Um es vorweg zu nehmen: Wir sind in Ronda, einer mittelgroßen Stadt mitten im zauberhaften Andalusien. Doch bevor es mit dem heutigen Tag weitergeht, hier noch der Nachtrag von gestern: Unser Zug sollte Madrid erst nachmittags gen Süden verlassen, und so hatten wir alle Zeit der Welt, mit den beiden Schnuckels noch ein Käffchen zu trinken – dabei hab ich nochmal eben zwei Schnappschüsse von der Wohnung gemacht (man sehe selbst):


Gegen Mittag schlenderten wir Richtung Bahnhof. Dabei stolperten wir erst über demonstrierendes Madrilenen-Volk (für eine angemessene medizinische Grundversorgung, wenn ich das mit meinen bescheidenen Spanisch-Kenntnissen richtig übersetzt habe) und dann über eine der historischen Markthallen. Schweinehund machte großgroße Hundeaugen und schleckte sich schon mal sein Maul. Und da das Frühstück ausgefallen war und die Pinchos und Tapas aber auch gar zu lecker aussahen, schmiss ich eine Runde dieser spanischen Häppchen. Hmmmm..!




Auf dem Weg zum Bahnhof stolperten wir außerdem über die Vorbereitungen für hohen Besuch aus den Niederlanden. Absperrgitter, Polizei und Presse standen schon mal bereit für Willem-Alexander, der – so las ich in der Presse – nebst Gattin Maxima mal eben flugs aus Holland herunter geflogen war, um Juan Carlos „Hallo“ zu sagen (wahrscheinlich war deswegen gestern auch das Schloss dicht). Auf die Live-Bilder konnten wir sehr zum Leidwesen von Frau Komoot (die hat einen Faible für royalen Klatsch und Tratsch) leider nicht warten – die habe ich nachträglich aus dem Netz gemopst.





Nach so viel semi-royalem Fast-hätten-wir-Königs-getroffen, mussten wir uns im Zug erst einmal zurücklehnen. Draußen zog das weite spanische Land vorbei und verbreitete Prärie-Atmosphäre.






Bis Cordoba flutschte es wie gewohnt Hochgeschwindigkeitszug-mäßig, aber dann blieben wir irgendwo im andalusischen Hinterland hängen und standen dort erst einmal. Danach ging es im Bimmelbahn-Tempo weiter durchs Hügelland, vorbei an Olivenhainen und Weinbergen, der untergehenden Sonne entgegen … bis wir schließlich Ronda erreichten. Schon Ernest Hemmingway empfahl: „Besuchen Sie Ronda, wenn Sie wieder mal nach Spanien kommen sollten (ja, mach ich doch schon). Für eine Hochzeitsreise (diesmal nicht) oder mit einer Freundin (ach, das wär schön). Die ganze Stadt und ihre Umgebung gleichen einem romantischen Bühnenbild.“ Und genauso ist es auch – wie ich heute feststellen durfte.
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Das Wenig-Sterne-Hotel hier in Ronda hat es etwas schwer gegen unsere exklusive madrilenische Unterkunft. Letzte Nacht kugelten Schweinehund, Frau Komoot und ich ganz schön zusammen in unserer Matratzenkuhle, aber das morgendlich-andalusische Frühstück auf dem Plätzchen vorm Hotel inklusive Orangenbäumen und kleinstädtischer Tranquillo-Atmosphäre entschädigten uns dafür.
Im Vorfeld hatten Schweinehund und ich nicht gedacht, dass Ronda viel hergeben würde und uns schon auf ein paar ruhige Stunden in unserem Hotelbettchen oder in Sahneschnitten-Tempeln gefreut. Schon da hat Frau Komoot wahrscheinlich leise in sich hinein gekichert. Ronda entpuppte sich – der alte Ernest hat’s gewusst – als wunderschönes, andalusisches Städtchen und als Schweinehund erst mal Witterung aufgenommen hatte, war er begeistert dabei.





Die Stadt liegt auf großen Felsblöcken hoch über dem El Tajo und unbestrittenes Highlight ist wohl die Brücke, die die beiden Stadtteile miteinander verbindet. Naturgemäß lässt sich ein solches Motiv am besten von unten fotografieren, doch während die meisten Mit-Touristen es nur bis zum ersten Absatz in die Tiefe schafften, verordnete uns Frau Komoot Höhenmeter-Training (Sie: „Ihr werdet mir noch dankbar sein.“ – „… dankbar sein“, äffte Schweinehund augenrollend) – und so stiegen wir einmal ganz ins Tal und dann wieder hinauf in die Altstadt.
Oben angekommen, sagte der eine amerikanische Tourist neben mir zum anderen: „Do you want a coffee?“ Der andere: „No, but maybe a hot chocolate and a cake … and definitely a Tequila.“
Abgesehen von der Brücke besteht die Stadt aus hübschen Gässchen und Plätzchen, die jedoch noch weitgehend im vorsaisonalen Dornröschenschlaf lagen (ähnliches hab ich ja vor drei Jahren schon mal gedacht, damals in Arles, und dann war’s die Ruhe vor dem Corona-Sturm; jedoch: #pandemiewargestern).





Hemmingway – so liest man – kam nach Ronda der traditionellen Stierkämpfe wegen. Und auch heute wird hier noch diesem blutigen Spektakel mit den armen Stieren gefrönt – während die Catalanen in Barcelona ihre Arena mit einem Einkaufszentrum platt gemacht haben #sogehtsauch.
Die Besichtigung der Arena schenkten wir uns aus Protest und fotografierten nur mal eben die durchaus präsentablen Skulpturen.


Stattdessen schlenderten wir durch die nachmittäglichen Gassen und erfreuten uns an der großen Auswahl an andalusischem Mitbringsel- und dann Rumsteh-Nippes, den es so zu kaufen gab – da war für jeden was dabei!




Insgesamt wars ein gemütlicher Tag mit nicht so vielen Kilometern …

… aber einer abendlichen Yoga-Session im Abgang #onlineyogamachtsmöglich. Sat Nam – wie der Yogi sagt.