Liebes Lottchen, bin ich fix und alle nach diesen 27 Kilometern zu Fuß von Ronda nach El Burgo!! Ist ja auch kein Wunder, so aus dem Stand mal eben und gerade aus dem deutschen Winterschlaf erwacht.

Als heute Morgen um 7:30 Uhr der Wecker klingelte, war mir so gar nicht nach wandern. Auch Schweinehund lag grunzend im Bett und stellte sich tot. Aber wenn Frau Komoot eine Tour geplant hat, dann kann man wenig dagegen tun, also kamen wir langsam in die Gänge und waren dann auch um 9.45 Uhr abmarschbereit (Schweinehund unter Protest).
Aus der Stadt hinaus zog es sich gleich mal – vorbei an modern-andalusischen Reihenhaussiedlungen und diversem infrastrukturell notwenigem Gedöns – und schnell wurde klar: Was auch immer die Postmeisterin gestern eingepackt und weggeschickt hat; es erleichtert unseren Rucksack gefühlt nur unwesentlich. Kurz hinter dem letzten Einkaufszentrum trafen wir doch tatsächlich (die Spanier haben es ja nicht so mit dem Wandern…) auf ein Schild, das die bevorstehende Wanderung illustrierte. Geplant ist der rot-weiß-gepunktete Weg bis Ojén. Heute Abend fühle ich mich ehrlich gesagt nicht danach…
Die Spanier veranschlagen 8 Stunden 30 für die erste Etappe nach El Burgo – da hofften wir dann doch, dass wir das schneller schaffen würden. Und so war’s dann auch.


Als wir die Stadt hinter uns ließen, kehrte augenblicklich Ruhe ein – äußerlich und innerlich. Der Himmel war Schäfchenwolken-bedeckt, die Vögel zwitscherten und links und rechts grasten friedlich ein paar Schafe. Zunächst mutete die Landschaft mit ihren Olivenhainen und Weinbergen geradezu Toskana-ähnlich an.



Und dann ging es auch schon in die Berge und auf einem etwas mühsamen Schotterweg stetig bergauf bis wir den höchsten Punkt der heutigen Etappe erreicht hatten, den Lifa-Pass auf 1.160 Meter Höhe.



Dort traf ich auf ein knorriges altes Männlein, dass hingebungsvoll ein paar Büsche am Wegesrand mit seiner Hand-Heckenschere beschnitt, während seine Schafe im Hintergrund grasten. Es war also beschaulich. Um das Romantikidyll perfekt zu machen, legten wir uns Faun-gleich ins Gras für eine Füße-hoch-Pause, die wir auch dringend nötig hatten, obwohl erst knapp die Hälfte der Strecke hinter uns lag.
Danach ging es bergab. Der Weg war nun ein steiniger Pfad, und ich musste ordentlich aufpassen, dass ich mich nicht auf den Hosenboden setzte. In der Nähe eines halb zerfallenen Gehöfts endete der Weg an einem Gatter.

Da ja nun, wie wir wissen, mein Spanisch eher mäßig ist, und die Übersetzungstechnik auch nur funktioniert, wenn man Netz hat (hatten wir aber nicht), standen wir etwas ratlos vor dem Gatter. Da kam auch schon ein zahnloses, altes Weiblein gelaufen und machte uns wortreich und wild gestikulierend verständlich (a El Burgo, a El Burgo…), dass der Weg ab hier über die Schafweide führen würde. Ah ja, sehr gut, muchos gracias, Adios!


Der Weg führte pfadig bergauf und -ab, und plötzlich brachen vier junge Spanier in Tarnkleidung und Armee-Rucksäcken direkt vor mir aus dem Unterholz. Sie entschuldigten sich wortreich für den Schreck, den sie mir eingejagt hatten, und fortan begleitete mich ihr spanisch-kehliges Geplapper in einiger Entfernung auf meinem Weg (ist auch mal ganz nett, wenn man sonst mutterseelenallein in der andalusischen Bergwelt unterwegs ist).




8,5 Kilometer vor El Burgo stießen wir dann wieder auf einen Fahrweg. Den hätten wir die restliche Etappe entspannt bergab rollen können, wenn nicht Frau Komoot ein hübscheres Wegchen direkt an einem Bachlauf entdeckt hätte. Schweinehund war keineswegs begeistert von dieser Idee, weil ihm nämlich zu diesem Zeitpunkt schon ganz schön die Pfoten weh taten. Ich jedoch fand die Idee recht verlockend und so bogen wir scharf links ab. Schon bald wurde klar, dass wir das besser gelassen hätten, da der Weg zwar äußerst hübsch, jedoch ein fürchterliches Auf und Ab war.



Um es kurz zu machen: Wir erreichten El Burgo ziemlich erschöpft gegen halb sechs und bezogen dankbar unser Hotelzimmer mit Badewanne, die Schweinehund und ich gleich ausgiebig nutzten. Danach schlitterten wir auf der Suche nach etwas zu essen erst in den dorfeigenen Carnaval Infantil (Kinderkarneval – überall Feen und Spidermen) und danach in eine Bar mit Einheimischen, wo es frittierten Tintenfisch (erst ab acht Uhr – Augen roll), Cerveza (schon früher – yeah!) und gratis dazu einen Stromausfall gab. Es war mal wieder herrlich! Schade nur, dass wir uns sprachlich so wenig verstehen, die Spanier und ich.


Morgen ist ein neuer Tag. Ob es ein Wandertag wird, muss sich dann beizeiten zeigen. Schweinehund jedenfalls hat schon mal rausgefunden, dass es in El Burgo KEINEN Bus gibt, und am Sonntag schon gar nicht. Wir sind hier ganz schön im Off gelandet. Da hilft nur beten, dass sich die schmerzenden Knochen etwas erholen … oder #ruftaxi.