Für alle, die sich Sorgen ob meines Wohlergehens gemacht haben, folgende Nachricht: Ich habe meine Wanderung durch die hinter-andalusische Pampas abgebrochen und bin wohlbehalten in Marbella in einem wunderhübschen kleinen Apartment gelandet. Das passt mir gerade deutlich besser in die Seele als mutterseelenallein durch das verregnete andalusische Hinterland zu stapfen.
Und das kam so:
Wie erwähnt hatte mich die vorgestrige Etappe mit ihren 27 Kilometern ganz schön geschafft. Die gestrige Etappe nun sah eigentlich knappe 24 Kilometer und knappe 1.000 Höhenmeter vor. Daran war mit meinem schweren Rucksack (ich habe ja nun immer noch Stadtgepäck für winterliche Temperaturen und sonstigen Schnickschnack dabei – man könnte meinen, ich wandere zum ersten Mal, kopfschüttel, tssss….) und mit meiner von oben bis unten (wirklich vom Kopf bis zum kleinen Zeh) lädierten rechten Körperhälfte nicht zu denken. Stattdessen baldowerte Frau Komoot eine Alternativroute aus, mit der wir am Ende auf 15 Kilometer bis Yunquera kamen. Damit machten wir es zwar kürzer – aber leider nicht schmerzloser bei 610 Höhenmeter im Anstieg. „Ja, was hast du dir eigentlich gedacht? SIIEERRRRAAAA heißt GE-BIR-GE“, blafft Frau Komoot gerade neben mir. Jaja, schon gut…

Nach einem selbst gebauten Frühstück (Ballast abwerfen!) starteten wir gegen halb elf, griffen bei Mini-Tante-Emma noch ein Bocadillo ab und dann ging’s hinaus aus El Burgo und rein in die Olivenhaine, die das Dorf auf das allerliebste umgeben.




Der Pfad zeigte sich hübsch mit gelb blühendem Ginster und blau blühenden Rosmarinbüschen. Nach einigen Kilometern kamen wir an einen Parkplatz, wo doch tatsächlich ein paar spanische Autos standen. Den Menschen dazu sind wir nicht begegnet – wieder war es ein Mutter-Seelen-alleine-Tag.
Danach ging es an einem Flussbett entlang, das ausgetrocknet dort im Wald lag. Es scheint hier extrem trocken zu sein für diese Jahreszeit (wie ja in vielen Teilen Europas). Immerhin befinde ich mich am Fuße des Schneegebirges mit bis zu 2.000 m hohen Bergen – da sollte man doch eigentlich Anfang März Schmelzwasser erwarten.




Der weitere Verlauf des Weges bot bei Sonne-Wolken-Mix immer wieder tolle Ausblicke hauptsächlich Richtung Süden, also Richtung Marbella und Mittelmeer. Leider lag der höchste Punkt unserer Etappe im Wald und auch danach (die letzten 5 km) waren die Strecke wenig fotogen und das Wetter zunehmend wolkenverhangen und regnerisch.
In Yunquera war man auf mein Kommen – aus welchen Gründen auch immer – nicht vorbereitet. Und so musste ich erst herumtelefonieren (und wieder mal sprach kein Mensch irgendetwas ANDERES als Spanisch; das ist dann am Telefon ECHT herausfordernd) und dann in der Kälte auf die gute Isabel (die Vermieterin meiner Ferienwohnung) warten, die ich wahrscheinlich von der sonntäglichen Familienkaffeetafel aufgescheucht habe.
Auch der weitere Verlauf des Abends war eher durchwachsen und ich zunehmend angestrengt: Erst nur eiskaltes Wasser (das Problem wurde mittels Übersetzungs-App und selbstgedrehtem Video-Manual behoben, derweil ich halb nackt durch die Ferienwohnung jagte), dann keine offene Kneipe nicht und auch keine geöffnete Tante-Emma. Genervt und hungrig ging ich einfach ins Bett, aß die trockenen Reste meines Bocadillos und setzte mich ernsthaft mit der Planung der nächsten Tage auseinander. Immerhin gab‘s Wlan.
Schweinehund zeterte fürchterlich ob des wehen Rückens und der stechenden Schmerzen im Knie, meiner Unfähigkeit, mich in der Landessprache zu verständigen, der Einsamkeit der Berge (seit TAGEN mit NIEMANDEM richtig gesprochen!), der Regenwetter-Prognosen und nicht zuletzt der allerorten geschlossenen Bars und Restaurants (ein bisschen war‘s – und da muss ich schon wieder schmunzeln – wie im Sauerland vor drei Jahren…). Frau Komoot hielt natürlich dagegen mit schön-andalusischer Landschaft, ursprünglichem Dorf-Erleben und immerhin sei ich ja diejenige, die Spanisch können müsste undsoweiter und überhaupt sei Wandern doch der Silke Lust.
Irgendwann setzte ich der Diskussion ein Ende und traf eine Entscheidung. Wir würden die nächste Hotelreservierung in den Wind schlagen, morgen – wie auch immer – nach Marbella gelangen und andere Menschen durch die Schneeberge wandern lassen. Und nachdem die Entscheidung erst einmal getroffen war, schlief ich sehr gut in meinem wieder einmal sehr kuhligen Bett, während Schweinehund mir zufrieden ins Ohr schnaufte. #schlechteplänemussmanändern.
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Der heutige Tag begann also mit Stornierungen und Neubuchungen (so ein schönes kleines Appartement, in dem ich hier sitze!) und dem Problem, dass auch in Yunquera kein Bus irgendwohin fährt. Immerhin hatte die Dorf-Panaderia geöffnet, so dass ich mich mit köstlichen süßen Brötchen versorgte und dann Richtung Tankstelle stapfte. Dort erhoffte ich mir eine Mitfahrgelegenheit Richtung Guaro (übernächstes hinter-andalusisches Dorf), wo gemäß meiner Recherchen ein Bus fahren würde. Ein nettes holländisches Paar hätte mich in ihrem Wohnmobil wohl mitgenommen, sie fuhren jedoch in die andere Richtung. Eine französische Familie desgleichen. Der Tankstellen-Andalusier hatte ein Einsehen und schlug eine Taxifahrt vor. Er organisierte mir dann auch gleich seinen Kumpel, der wenige Minuten später vorfuhr und mich TATsächlich nach Guaro brachte. Dort setzte er mich an einem Kreisverkehr aus und versicherte mir (zumindest habe ich das so verstanden), dort würde ein autobús a Marbella fahren. Ah ja!
Ich recherchierte im Netz und tatsächlich war 30 Minuten später ein Bus angekündigt. Allein, er kam nicht.



Die Minuten verstrichen – die spanische Flagge flatterte am Kreisverkehr im Wind, der Postbote kam vorbei und dann ein Baby-Bagger. Dann passierte wieder nix. Und gerade als ich meinte, herausgefunden zu haben, dass DER Bus gar nicht an MEINER Haltestelle vorbeikommen würde, bog er dann doch um die Ecke. Der freundliche Busfahrer gestaute mein Gepäck, um mir dann mit Verweis auf ein entsprechendes Schild mitzuteilen, dass er meinen 20-Euro-Schein nicht annehmen dürfe (digitales Bezahlen natürlich auch Fehlanzeige), ich könne ja aber in die Bar gehen und dort wechseln lassen. Gesagt, getan – und der Bus wartete auf mich (da wundert dann die Verspätung auch nicht).
Die Fahrt war kurvenreich und lang (und das wären wir ALLES GELAUFEN??), aber sie führte nach Marbella, wo wir dann auch schon wieder bestens gelaunt direkt vor unserem Appartement-Gebäude aus dem Bus hopsten.
Kinder, Kinder, ich hätte fast angefangen zu heulen, als mich erstens der Portier auf Englisch empfing, zweitens ich mein neues „Zuhause“ sah und drittens wusste, dass ich hier bei Bedarf auch wieder wegkommen würde. Jetzt weiß ich endlich, warum ich NIEMALS alleine zum Wandern, sagen wir: nach Georgien oder in die Mongolei reisen werde. Mich wirft ja schon ein zugegebenermaßen völlig ungefährlicher Ausflug ins andalusische Hinterland aus der Bahn.
Den Nachmittag verbrachte ich in der hübschen, jedoch zugegebenermaßen ziemlich touristischen Altstadt Marbellas und in einem 1A-Sahneschnitten-Tapas-Tempel, wo ich es mir so richtig schmecken ließ.









Aktuell pflatscht draußen der Regen an der Costa del Sol. Soll er doch – ich hab‘s fein und warm und trocken in meinem PRINCESA-PLAYA-Appartement und mach jetzt mal auf Pauschal-Touristin und kuck deutsches Fernsehen.
Zum Thema Sprache dann bei Gelegenheit mal mehr – da machte ich doch ziemlich spannende und vor allem emotionale Erfahrungen in den letzten Tagen #nohabloespañol #spracheschafftteilhabe.
Eiweiwei!! Ganz liebe Grüße!😘
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