Die Familie hält mich in Atem! Das ist sehr schön, hat aber den Nachteil, dass die Zeit zum Blog-Schreiben fehlt. Um jedoch den Anschluss nicht komplett zu verlieren, hier ein bisschen Berichterstattungs-Aufholjagd:
Am Donnerstagmorgen (9. März) ließen wir uns Zeit, standen doch lediglich Auschecken und der Transfer nach Cádiz auf dem Programm. Auf dem gemütlichen Weg durch die Altstadt zündeten wir in einer der zahlreichen Kirchlein für S. ein Lichtlein an und schickten beste Genesungsgedanken Richtung Bremen. Werd bald wieder gesund, du Liebe – und dann gehen wir wieder gemeinsame Wanderwege!!
Wir (Bus inklusive übellaunigem Busfahrer, zwei arabisch sprechende Mitreisende, die später noch eine Rolle spielen werden, weitere Mitreisende und ich) verließen den Busbahnhof in Marbella mit zehnminütiger Verspätung und fädelten uns fast unmittelbar auf der Autobahn ein. Ganz offensichtlich versuchte der Busfahrer die Verspätung durch konstantes Heizen auf der linken Spur wettzumachen und wischte schleichende PKWs auch schon mal mit einer Hup-Attacke von der Fahrbahn. In weiser Voraussicht hatte ich mir einen der vorderen Plätze gesichert und war froh drum.
Schon von Marbella aus hatte ich am Tag zuvor im Dunst den Felsen von Gibraltar erahnt, und der rückte nun stetig näher – heute leider wolkenverhangen.

Irgendwie hat Gibraltar für mich etwas Aufregend-Exotisches, so ganz anders als Rom oder Paris. Eher ein bisschen wie Casablanca. Ein Ort jenseits der großen Metropolen, an dem sich dennoch Weltgeschichte abspielt (wobei ich jetzt gar nicht genau sagen könnte, welche) und der in meinem Bewusstsein irgendwo im Dunst großer Kinofilme liegt (aber auch einen Film könnte ich jetzt nicht auf Anhieb benennen).
Aktuell, so liest man, wird dort auf dem Affenfelsen (Gibraltar besteht fast ausschließlich aus einem großen Felsen, der u.a. von Affen bevölkert wird) auch post-brexisch einfach weitergemacht (neun Verhandlungsrunden haben bisher nicht zum Erfolg geführt) und pendeln täglich bis zu 15.000 Menschen (ohne Visum oder so) in die britische Kronkolonie (über die Landebahn des Flughafens, den einzigen Grenzübergang – auch besonders). #brexitwarneblödeidee

Algeciras war zumindest auf UNSEREN Wegen eine optische Herausforderung (siehe Foto), aber vielleicht sind Hafenanlagen, Einflugschneisen und Busbahnhöfe auch nicht dafür gemacht, die Schönheit eines Ortes zu repräsentieren.
NACH Algeciras wurde es landschaftlich mutmaßlich DEUTLICH schöner; leider vernebelte uns jedoch permanenter Sprühregen weitgehend die Aussicht. Es fühlte sich eher nach schottischen Highlands denn nach spanischer-Südspitze-fast-Afrika an. Das Wetter indes war nicht dafür geschaffen, die Laune des Busfahrers zu heben.


Tarifa scheint ein absolutes Kite-Surfer-Eldorado zu sein, zumindest war die Küstenlinie voll von bunten Segeln.
(An dieser Stelle entschuldige ich mich ausdrücklich für die ungewohnt schlechte Qualität der Fotos; allesamt aus dem wie eine abgehalfterte Fregatte schwankenden Bus heraus entstanden.)

Am Busbahnhof in Tarifa verließen uns die beiden arabisch sprechenden Menschen und verwickelten den Busfahrer im Abgang in eine Diskussion. Offenbar wollten sie mit ihren zig Koffern mit der Fähre nach Afrika übersetzen und versuchten nun, den Busfahrer zu überreden, sie nicht am Busbahnhof, sondern am Hafen abzusetzen. Das Grundproblem des Gesprächs war: Der Busfahrer sprach nur spanisch und die anderen nur arabisch (ich keines von beidem – dennoch habe ich erstaunlich viel verstanden…).
Nach viel Geschrei und Getöse und noch mehr Minuten, die verspätungstechnisch ins Land gingen, trollten sich die beiden mit ihrem Gepäck Richtung Hafen, der Busfahrer ging pinkeln, stieg dann wieder ein und bemerkte augenblicklich eine Gürteltasche (inklusive Handys, Brieftaschen etc. wie sich beim vorsichtigen Öffnen zeigte), die die beiden auf ihrem Sitz vergessen hatten. Augen rollend und fluchend brachte er die Tasche ins Service-Gebäude des Busbahnhofs und dann konnte es endlich weitergehen – noch ungefähr 90 Minuten bis Cádiz.
Nach etwa einer Stunde erschien neben uns auf der Autobahn ein Taxi, bei dem aus dem Fenster ein wild gestikulierender arabisch sprechender Mensch hing, der uns zum Anhalten auf dem Standstreifen nötigte. Nach einer wiederum wortreichen Diskussion – der Busfahrer war mittlerweile RICHTIG genervt – trollte sich der arme Tropf ein zweites Mal (DEN Weg hätte er sich sparen können, der Arme).
Der Rest der Fahr verlief störungsfrei und so landete ich wohlbehalten bei Muddi in Cádiz und dort in ihrem hervorragenden Sprachschul-Appartement. Auf dem abendlichen Weg zur Tapasbude veranstaltete die Sonne mal wieder ein kleines Untergeh-Spektakel, wie um das familiäre Wiedersehen ins reche Licht zu setzen.



Von den Abenteuern der letzten beiden Tage muss dann morgen oder so die Rede sein. Ich sage nur #allesandersalsgeplant.