Waldbaude

Hallelujah! 35 Kilometer von Oberhof zu einer Schutzhütte namens Kleinteichswiese. Das war mal ein Ritt!

Zugegeben: Ich hatte heute RICHTIG gute Beine – und Schuhe und Socken sowieso. Bei der Gelegenheit schöne Grüße an D. und Ph. aus Bremen. Ihr habt ganze Beratungsarbeit geleistet!

Heute Morgen ließ ich das Sporthotel Wagner in Oberhof gar nicht so traurig hinter mir und tauchte wieder ein in den Thüringer Wald. Frau Komoot hielt auf dieser Etappe sowohl den höchsten Punkt des Rennsteigs, nämlich den großen Beerberg, als auch den Mittelpunkt des Rennsteigs bereit.
Da ich einiges an Lebensmitteln zugeladen hatte (vorahnend schon…), war der Rucksack schwer wie nie, aber es lief wie geschmiert. Auf breiten Schotterwegen ging es schnell voran und nach kurzer Zeit stieß der pilgernde Guido zu mir (wohin und woher hab ich vergessen, aber der Weg ist ja auch das Ziel). Wir teilten ein paar Kilometer, passierten den unspektakulären höchsten Punkt des Rennsteigs (Großer Beerberg, 973 Meter, mitten im Wald und sonst nix) und machten dann einen Abstecher zum Gipfel des Schneekopf und zur bei Rennsteig-Gehern sagenumwobenen Gehlberger Hütte daselbst.

Was soll ich sagen? Es ist mindestens frustrierend, aber ganz sicher traurig. Auch die Gehlberger Hütte hatte geschlossen, und als ich einen Mann ansprach, der an der Hütte rumwerkelte, stellte er sich als der Besitzer vor. Jaja, er habe die Hütte 2009 gebaut und seitdem betrieben. Aber der Personalmangel und die gestiegenen Energiekosten … zumindest ER hat die Hütte nun für IMMER geschlossen; nun steht sie zum Verkauf; irgendjemand wird sie schon kaufen.
Da war sie wieder, die große Unzufriedenheit, die mir hier aller Orten entgegenschwappt. Und wie die Menschlein so gestrickt sind, werden im Gespräch auch schnell Schuldige gefunden. Das möchte ich hier nicht weiter ausführen, aber farbige Parteien sind da gerne mal genommen.
Zurück zur Hütte: Kann BITTEBITTE jemand diese wunderschöne Hütte an diesem sensationellen Ort (toller Rundumblick vom Schneekopf) kaufen und was Schönes draus machen? Müsste EIGENTLICH ne Goldgrube sein – aber was weiß ich schon…

Gemeinsam mit Guido ging es weiter bis zur Herbert-Roth-Gedenktafel, mit der dem Komponisten und Interpreten des Rennsteigliedes gedacht wird und natürlich legten auch wir eine Gedenkminute ein: „Diesen Weg auf den Höh’n bin ich oft gegangen…“

Guido wollte etwas essen, aber ich hatte meine Pause für die Gaststätte „Rennsteig-Bahnhof“ nach 20 Kilometern geplant. Also hieß es wieder mal Tschüß und weiter auf dem Weg. Der lief heute leider fast immer parallel zur Straße, war aber wenigstens pfadig (im Gegensatz zu breit schottrig) und gut zu gehen.

Ich passierte hübsche Fleckchen mit so wohlklingenden Namen wie Mordfleck, Finsterberg und Schmücke. Bei der Alten Tränke war‘s so hübsch, dass ich nun doch eine Füße-hoch-Pause machte und mich über meine reichlichen Essensvorräte hermachte.

Und das war gut so! Denn als ich nach 20 Kilometern beim „Rennsteig-Bahnhof“ ankam war dort Geschlossene Gesellschaft. Der Bahnhof an sich sehr antiquiert-hübsch, man munkelt, es führen auch noch ab und an Züge, aber eben nix mit Hapsmax oder auch nur ner Schorle. Von Bockwurst mit Kartoffelsalat für Schweinehund ganz zu schweigen.

Wie immer belatscherte ich den Wirt, der mir daraufhin freundlicherweise ne Fanta spendierte und außerdem zwei Flaschen Wasser für meinen Wassersack bereitstellte. Ein herumlungernder Biker schenkte mir (und Schweinehund) dann noch sein Salamibrötchen, und irgendwie war‘s dann auch schon wieder alles ganz herzerfrischend.

Danach ging es weiter relativ dicht an der Landstraße entlang, und mit hübschen bzw. überhaupt mit Schutzhütten war es ziemlich mau. Dabei brauchte ich doch dann irgendwann auch mal ein Nachtlager… Kilometer um Kilometer standen die Hütten entweder direkt an der Straße oder waren abgebrannt oder völlig versifft.
Und dann sorgte das Leben einmal mehr für mich, und zwar gegen 18 Uhr und in Form der GEÖFFNETEN „Waldbaude“ am Großen Dreiherrenstein. (Baude ist ostmitteldeutsch für entlegene Hütte oder Berggasthof.) Und in dieser Waldbaude gab‘s leckeren Flammkuchen, Strom und nette Menschen. Nur die Übernachtungsfrage war damit noch nicht geklärt.
Um es kurz zu machen: Es gingen noch einige Kilometer ins Land, und das Land war ziemlich hübsch in der Abendsonnenstimmung …

… bevor wir dann endlich hier an der Kleinteichswiese landeten. Zwar ist auch hier die Straße in Sichtweite, aber ich hab mich mit meinem Zeltchen in die Büsche geschlagen. Und da wird jetzt geschlafen und von geöffneten Waldbauden geträumt. Jawohl!

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