Hut ab!

Kinnings, ihr könnt sagen, was ihr wollt: So ein bayrisches Wirtshaus, namentlich der „Deutsche Adler“ in Bischofsgrün ist schon was Feines. Nach 18 Kilometer Fichtelwald-Wandern sind ein Hugo und Spinatknödel genau das Richtige.

Heute Morgen erwies sich das mit dem Busfahren als schwieriger als gedacht. Denn: Heute ist Fronleichnam, was in Bayern gesetzlicher Feiertag ist, in Thüringen jedoch nicht. Das macht den grenzüberschreitenden Busverkehr etwas unübersichtlich. Zwar hat die Deutsche Bahn App eine Busverbindung mit einmal Umsteigen ausgespuckt, der Wirt versicherte mir jedoch glaubhaft, dass heute in Blankenstein KEIN Bus, auch nicht einer, Richtung Bayern fahren würde. Wahrscheinlich haben die Verkehrsbetriebe Angst, die Busfahrer würden im feiertäglich-bayerischen Wirtshaus hängen bleiben („H‘luja, sog i und do sitzt er heut no“ – #einmuenchnerimhimmel).

Also bestellte mir der fürsorgliche Wirt ein Taxi nach Bad Steben. Während in Blankenstein (Thüringen) die Straßenerneuerungsarbeiten mit großem Gerät und voller Manneskraft in Gang waren, herrschte am Bahnhof Bad Steben (Bayern) feiertägliches Nichts.

Aber: Von dort ging es tatsächlich nach Feiertagsfahrplan weiter nach Weißenstadt. In einem mit etwas hilflos wirkenden Demokratie-leben-Aufrufen beklebten Bus&Bike-Bus fuhr mich Hassan (aus Hof, früher aus Syrien) ins 50 Kilometer entfernte Weißenstadt im Fichtelgebirge. Ich war der einzige Fahrgast und die Fahrweise von Hassan halsbrecherisch.

Weißenstadt hat bestimmt einiges zu bieten (See, Kurpark, hübsche bunte Häuschen undso), aber mir war‘s nach dieser Fahrt nach Waldluft. Also ging ich hinaus in den Fichtelgebirgs-Wald, um zu sehen, was da so los war.

Das erste Ziel war der Rudolfstein, hoppla aber auch, der sich aus dem Elbsandsteingebirge hierher verlaufen hat. Diese geschliffenen steinernen Riesen (es gibt derer noch mehr da im Fichtelwald) sind schon schwer beeindruckend und die Aussicht von oben zumindest erwähnenswert.

An den Rast-Bänkchen im Schatten des Riesen tauschte ich mit den Kindern einer siebenköpfigen Familie im gegenseitigen Einvernehmen deren geschnittene Karotten und Äpfelchen gegen meine sauren Pommes (die Eltern hatten keine Chance!).

Danach ging es hoch auf den ersten Tausender, den Schneeberg, nicht nur die höchste Erhebung des Fichtelgebirges, sondern ganz Nordbayerns. Huu!

Dort steht neben einem Kalten-Kriegs-Turm (der Feind war nicht weit) ein süßer kleiner Holz-Aussichtsturm, der neben dem anderen aussieht, als wäre er direkt aus dem römischen Zeitalter ins Hier und Jetzt auf den Schneeberg gefallen. Aussichtswillig nahm ich die paar Stufen und schaute ins Gewitter-umtobte Land.

Nach dieser Aussicht machte ich, dass ich weiter kam und rollte Richtung Tal vorbei an der hübschen Hubertusquelle und einem weiteren steinernen Ausguck. Gerne hätten Schweinehund und ich – leider immer noch Blasen-geplagt – den kürzesten Weg nach Bischofsgrün genommen, doch Frau Komoot hatte noch Überraschungen für uns parat.

Erst landeten wir auf dem entzückenden Naturpfad entlang des hier noch sehr jungen Main (die Weißmainquelle ist hier um die Ecke) und dann – Tataa! – an einer Sommerrodelbahn. Natürlich drehten wir eine Runde.

Auf das Wintersport-Stilleben, die Schneekanonen und die Großbaustelle angesprochen, erzählte mir der Sommerrodel-Fredl, das Hauptgeschäft würde hier im Winter stattfinden. Der Zweckverband Bayreuth würde gerade für 37 Millionen Euro zwei neue Zehner-Kabinenbahn auf den Ochsenkopf bauen. Äähh… Als ich vorsichtig den Klimawandel und den ausbleibenden Schnee ins Gespräch brachte, bekam ich zur Antwort: Klimawandel? Ich hab noch keinen gesehen. Ignoranz oder Verzweiflung?

Von allen Gewittern dieser Welt unbehelligt landete ich anschließend wohlbehalten in meinem Bischofsgrüner Hotelzimmerchen. Zelten geht hier erst mal nicht im Fichtelwald. Nix Schutzhütte. Und Gewitter böse.

Seit zwei Stunden sitze ich nun hier in der Deutschen-Adler-Stuben und beobachte das Treiben und das Engagement der Servicekräfte. Ich kann‘s nicht oft genug sagen: Hut ab!

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