Freitag, 09.06.2023:
In Bischofsgrün ist es recht ruhig um diese Jahreszeit und beschaulich. „Man kann einen seligen, seligsten Tag haben, ohne etwas anderes dazu zu gebrauchen als blauen Himmel und grüne Frühlingserde.“ schreibt der im Fichtelgebirge geborene Dichter Jean Paul über den Ort. Er (der Dichter) war mir in meinem bisherigen Leben nur seehr peripher begegnet, hier jedoch stolpert man allerorten in Form von Texttafeln über ihn.

Und so war’s denn auch gestern morgen beschaulich: Kirche mit Maibaum, Brünnlein unter der Dorflinde, leckeres Frühstück im Goldenen Adler und dann los auf der grünen Frühlingserde und unter blauem Himmel.
Kurz noch zwei Postkarten an die Lieben zu Hause gekritzelt und dann 400 Höhenmeter hinauf auf den Ochsenkopf, den zweiten Tausender des Fichtelgebirges (1.024 M.ü.M.).
Und getreu meinem Wirt in Blankenstein „Bis Mittag muss man eine Einkehr finden und ein bissel pfeifen und ein Bier trinken.“ konsumierte ich nach der Ochsenkopf-Turm-Besteigung in der, ja: GEÖFFNETEN Gaststätte (denn wir sind in Bayern, da haben die Gaststätten geöffnet) ein Saftschorlen-Bier. Und Schweinehund pfiff ein kleines Liedchen dazu.
Danach ging es hinab zur Weißmain-Quelle.

Angeblich ist der Quellfluss des Roten Mains zwar ein paar Meter länger, aber der Weiße „schüttet“ mehr und wird deshalb gemeinhin als Hauptquelle des Mains bezeichnet. Was man alles lernt hier im Fichtelwald!
Mein Vor-Gefühl zu diesem Fichtelwald (jaja, ich weiß, korrekt: Fichtelgebirge, aber Fichtelwald ist viel schöner) war richtig! Fast überall ist es sehr romantisch und bezaubernd. Bäume, Gräser und Farne stehen in den herrlichsten Grüntönen, Pfade schlängeln sich und Bächlein rauschen. Ich bin SEHR begeistert und Schweinehund findet‘s toll!


Nicht nur Jean Paul, nein, auch unser aller Herr von Goethe weilte einst in der Gegend und hinterließ seine Spuren in Form eines Goethewegs und eines Goethe-Felsen.
Überhaupt die Felsen. Immer wieder lotst uns Frau Komoot an diesen Granitfelstürmen vorbei, die sich vor uns auftürmen und sich 1A als Ausgucke eignen.




Zurück im Tal stattete ich dem ebenfalls bezaubernden Fichtelsee (der heißt wirklich so) einen Besuch ab …



… und stieg dann hinauf zum Seehaus. Dort aß Johann Wolfgang am 1. Juli 1785 (siehe Gedenktafel) eine Sahneschnitte und ich tat es ihm gleich. Leider war es dann schon wieder 20 nach 4 (zu viel gebummelt an Quelle, Fels und See) und ich hatte (mal wieder) noch 12 Kilometer und fünf kleinere Gipfel vor mir bis zu meinem Quartier, dem Kösseinehaus.
Das lag auf dem letzten Berg des gestrigen Tages, dem Kösseine, wo der angeblich weltberühmte blaue Kösseine-Granit abgebaut wird. Das half jetzt aber leider auch nicht, als es zum Abschluss mit wehen Füßen nochmals knackige 300 Höhenmeter hinauf ging. Aber es waren die letzten von insgesamt 910 Höhenmetern und 24 Kilometern.

Und zur Entschädigung gab es dort oben ein herrlich weiches Bettchen im 10er-Lager und einen sensationellen Sonnenuntergang.
