Erste Tat heute Morgen: Verbesserung der Wanderqualität durch Gewichtsreduktion. Da die Oberpfalz recht dicht besiedelt oder aber bei Strafandrohung naturgeschützt ist (Zelten strengstens verboten!) und das Internet trotz intensiver Recherchen nur sehr wenige, am Weg liegende Campingplätze ausgespuckt hat, beende ich hiermit das Experiment „Wild zelten in Deutschland“ erst einmal.
In einem im Hotel übrig gebliebenen Knödelteigkarton wurden Zelt, Isomatte und Kochutensilien nach Hause geschickt. Rucksack also minus 3,5 Kilo – plus Schweinehund, der sofort das frei gewordene Gewicht für sich beanspruchte und getragen werden wollte.
Schon in den letzten Tagen habe ich anderweitig an der Wanderqualität gearbeitet und meine Socken linksrum (also mit der glatten Seite innen) angezogen.

Denn wenn man sich das mal genau und bei Wanderlicht besieht, ist eigentlich völlig logisch, dass bei DIESEN Innenseiten DIESER Socken irgendwann Reibungsverluste (haha) entstehen.
Das ging doch dann heute gleich viel leichter auf den 27 Kilometern nach Neustadt an der Waldnaab.

Völlig euphorisch ob des erleichterten Rucksacks trabte ich gleich hinter Falkenberg hinein ins Waldnaabtal, der Laufwind um die Ohren und Schweinehund laut grölend auf dem Rucksackdeckel.
Auf 14 Kilometern führte der Weg ziemlich einsam (insgesamt 5 Menschen getroffen) immer hübsch an der Waldnaab entlang, oft über Stock und Stein und flankiert von unseren Freunden, den Steintürmen.



Spätestens ab Kilometer neun wünschte ich mir dann allerdings, dass das Ende des Waldnaabtal-Waldes nahen möge. Und in Neuhaus war es dann so weit.
Und jetzt, liebe Leute, machen wir einen thematischen Ausflug in das Land der Bierbrauer, in die Oberpfälzer Brautradition und die Zoigl-Welt.
Weil der Biergarten im Waldnaabtal geschlossen hatte, suchte ich in Neuhaus meine müden Füße auf einen Kneipen-Schemel zu betten und landete in der Teicher-Zoiglstuben. Dort wurde ich von der Wirtin herself (und später weitergehend von ihren Gästen) über die Zoigl-Tradition aufgeklärt:



Das Zoigl-Bier (hier ein kleines Baby-Zoigl für Zoigl-Anfängerinnen) wird in fünf oberpfälzischen Ortschaften gebraut, u.a. eben in Neuhaus. Dabei haben mehrere Häuser des Ortes das Braurecht (seit 14-hundert-irgendwas). Sie brauen ihr jeweils eigenes Hausbier-Süppchen im gemeinsamen „Kommun-Brauhaus“ (nur dann ist es ein ECHTES Zoigl). Danach muss es noch einige Wochen im Keller vor sich hin gären, bevor es dann in der hauseigenen Zoigl-Stuben ausgeschenkt wird (nix Flaschenabfüllung).
Und weil ja dann doch einige Häuser des Ortes einiges an Bier haben und das ja weg muss, hat immer eine Zoiglstuben geöffnet, in der sich dann alle zum Trinken treffen und zwar ab morgens um 11. Auf diese Weise ist ganz flockig ein dörfliches Dauer-Besäufnis gewährleistet.

Wo man sich trifft, zoigt (zeigt) der Zoigl-Stern (daher der Name), der über’s Wirtshaus-Portal gehängt wird, oder aber der Zoigl-Kalender im Internet. Dieser Bierzoigl (nicht zu verwechseln mit dem Davidstern), ist das Zunftzeichen der Brauer und symbolisiert die Drei-Herrlichkeit aus Hopfen, Malz und Wasser – oder so ähnlich.
Betritt man eine Zoiglstubn bzw. Biergarten wird wahlweise mit „Servus“ oder „Habe die Ehre“ gegrüßt, wobei der erste Teil verschluckt wird und oft nur die Ehre übrigbleibt. Man sitzt unbedingt gemeinsam am Tisch, insbesondere dann, wenn man sich nicht kennt und redet kluges Zeug oder tauscht Dorfklatsch aus.
Weil das Zoigl so lecker, die Menschen so nett und der Themen viele, verhockte ich mal wieder. Die Neuhauser hätten mich gern dabehalten (a Bett find sich scho für di), aber ich musste weiter. Der Weg ist der Weg.
Zu den verbleibenden 10 Kilometern kann ich allerdings tatsächlich wenig sagen. Schweinehund lag laut schnarchend quer auf dem Rucksack und Frau Komoot scheuchte mich an der Waldnaab entlang nach Neustadt. Dort hatte ich mir ein Zimmerchen im Hotel Grader reserviert, in dessen Bett ich umstandslos fiel. #ohneesseninsbett.
Die Zoigl-Tradition hat es in sich!!