Heute Morgen belatscherten Schweinehund und ich Frau Komoot, sie möge doch bittebitte die heutige Etappe kürzen, da es um unsere Blasen an den Füßen immer noch nicht zum besten steht. Tatsächlich gelang es ihr, die Strecke an drei Stellen so zu kürzen, dass am Ende “nur“ 26 Kilometer auf der Uhr standen.

Von Oberviechtach ging es hinauf auf den Berg mit einer ersten schönen Aussicht auf den bayerischen Wald, durch den wir die nächsten beiden Wochen zu wandern gedenken.

Im Prackendorfer und Kulzer Moor war es wenig moorig, weil viel zu trocken, so dass der Holzsteg über den vertrockneten Gräsern hing wie die abgestandene Luft im Partykeller nach einer langen Nacht: muffig und ein wenig traurig.
Kurz danach teilte sich der Goldsteig in Nord- und Südroute. Während die Südroute in gemäßigten Gefilden bleibt, schwingt sich die Nordroute zu den höchsten Gipfeln des Bayerischen Waldes auf. Und natürlich sind wir dabei, bei der Nordroute: noch 280 Kilometer bis Passau, dem offiziellen Endpunkt des Goldsteigs.

Schon bei meiner Füße-hoch-Pause kurz vor Thanstein waberten Regenschauer um mich herum, aber erst in Thanstein selbst erwischten sie mich. Ich suchte Zuflucht und Obdach in der Kirche (ein Vorteil von katholischen Kirchen ist ja, dass sie meist offen sind), umrundete danach die nächste Burg (das IST hier aber auch Burgen-lastig!) und machte mich dann auf zur sog. Steinernen Wand.

Über einen Kilometer ging es auf einem schmalen Grad über Felsblöcke – alles typisch deutsch doppelt und dreifach gesichert, auf dass kein Wanderlein Schaden nehme. Vom höchsten Punkt gab es als Belohnung für die Mühen hübsche Ausblicke ins Regenschauer-Land.

Danach war es nur noch ein Katzensprung bis zur Burg (schon wieder) auf dem Schwarzwihrberg, wo gerade die Vorbereitungen für das Sommertheater in vollem Gange waren.

Schneewittchen soll es dieses Jahr geben – der Wald ist dann schon mal da, und auch ein paar Zwerge huschten schon durchs Bild.
Danach rollte ICH abwärts Richtung Gasthof, während von links die nächste Schauerwand auf mich zurollte. Ich schaffte es gerade so vor dem einsetzenden Regen, um dann festzustellen, dass Frau Komoot mich ins falsche Dorf gelotst hatte. I was NOT amused, bei strömendem Regen, weitere zwei Kilometer entlang der Landstraße zu latschen – und zwar richtungsmäßig ZURÜCK!
Umso schöner, endlich mal auf eine gut gelaunte, lebensfrohe Wirtin zu treffen und auf einen gut gefüllten Gastraum. Jedes Mal, wenn sie an die Tische kam, wies sie uns an, jetzt doch endlich mal unsere „Maschinen“ (Handys) wegzulegen und uns zu unterhalten. Oha – strenges Regiment! Gesagt, getan. Also verbrachte ich den Abend in Gesellschaft dreier Brüder, die übers Wochenende eine Biker-Tour in den bayerischen Wald unternehmen und die mich in die Geheimnisse der Runkelroiweroppmaschin (Maschine zum Rübenrupfen) einweihten. Wer seinen musikalischen Horizont erweitern möchte, möge sich das passende Lied dazu auf youtube einverleiben.
Liebes Universum, schon nicht schlecht – da geht aber noch was!