Utz Ochs

Gestern in Oberviechtach gab’s nur wenig Netz und garniekein WLAN. Deswegen sitze ich jetzt nach den ersten 10 Kilometern der heutigen Etappe in unmittelbarer Sichtweite eines Mobilfunkmasten und aktualisiere mal eben das Wanderprotokoll.

Donnerstag, 15.06.2023:
Heute Morgen hielten die Dachdecker in Tännesberg freundlicherweise erst einmal eine Baubesprechung ab, so dass ich ein bisschen länger schlafen konnte, bevor ich mich auf die heute recht kurze Etappe von 19 Kilometern begab.

Bei wieder einmal herrlichstem Wanderwetter erklomm ich den Burgberg von Tännesberg und entfernte dort erst einmal eine Zecke (keine Ahnung, wo die am frühen Morgen schon her kam), die sich an meinem Wadel festgebissen hatte.

Zurück auf dem Goldsteig war ich zudem auf einem Geologie-Pfad. Dort wurden läppische 4.600 Millionen Jahre Erdgeschichte auf schnöden 1,5 Kilometern abgekaspert, und da wir uns nahe der deutsch-tschechischen Grenze befinden, geschah das dreisprachig deutsch, tschechisch und englisch.

Auf der letzten Tafel wurden wir daran erinnert, dass der derzeitige Klimawandel der einzige in der Erdgeschichte ist, der von Lebewesen (Menschen) verursacht wird. Da sollte mal der Wirt von gestern Abend auf den Geologie-Pfad gehen und die Tafeln genau lesen. Denn der erklärte gestern im Abendsonnenschein vor seiner Tannenhofhütte ungerührt, der Mensch ich habe mit all dem nichts zu tun. Frau Komoots Groll gegen diese fürchterlich ignoranten Hinterwäldler, die uns hier überall begegnen, steigt indes ins Unermessliche.

Zurück zum Weg:
Es folgte Schotterziehweg im Wald, gäähn … und noch ein Schotterziehweg im Wald, doppelgääähn!

Deswegen ein kleiner Blasenpflaster-Wandertipp zwischendurch:

DIESE Blasenpflaster taugen GAR nichts. Offensichtlich verschleudern sie alle ihre Haftkraft, so lange sie in der Packung sind; sobald am Fuß haftet gar nix mehr. Wir schwören auf Compeed!

Hübsch war’s am Tannenbach im Wald, also machten wir eine erste Pause.

Dort hätte es – siehe da! – eine Möglichkeit zum Zelten gegeben. Auch in den letzten Tagen waren wir immer mal wieder an zelttauglichen Plätzchen vorbei gekommen.
Aber um den Goldsteig wirklich mit Zelt zu machen, müsste man deutlich genauer planen oder sich zumindest gut auskennen.

Ein hübsches Plätzchen ist auch der Wildstein, auf dem einst eine prächtige Burg stand. Heutzutage steht man vor ein paar bezaubernden Steinhaufen und einer Chronologie-Tafel zur Burg von und zu Wildstein mit so interessanten Formulierungen wie „1518: Utz Ochs zum Wildstain als Landsasse immatrikuliert.“

Teilweise waren wir heute auf dem Jakobsweg unterwegs und der brachte uns schnurstracks zur Wallfahrtskirche Sankt Jakob am Fuchsberg.

Dort legte ich das nächste Päuschen ein und trug mich in das dort ausliegende Buch ein. Ein paar Einträge vor mir hatte sich tatsächlich ein tschechischer Pilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela verewigt.

Vom Kirchlein war‘s nicht mehr weit bis nach Oberviechtach, das mit seinen 6.000 Einwohnern alles bietet, was das Wanderherz begehrt: Rewe, Rossmann, Apotheke. Der Gasthof Pösl beherbergt neben Gästen ein Kino, in dem ich heute Abend Arielle oder Spiderman hätte kucken können. Da zieh ich doch einen ruhigen Abend mit Schweinehund und Frau Komoot vor.

Tagsüber begleiteten uns heute Wolfgang Amadeus und Johann Sebastian sowie eine Horde Gummibärchen (saure Pommes waren aus) und es war gleich nicht mehr so einsam.

Soweit der gestrige Tag. Und nun weiter Richtung Bayrischer Wald!

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