Also: Furth im Wald ist komisch. Früher Grenzort hat man auch heute nicht das Gefühl, dass die Welt hinterm Ortsschild noch wirklich weitergeht. Aber es gibt ein paar hübsche Häuser und ein jährlich stattfindendes Drachenspektakel, der „Further Drachenstich“.



Angeblich ist das Volksschauspiel 500 Jahre alt und wurde jüngst in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Während früher bestimmt noch echte Drachen niedergestochen wurden, übernimmt seit einigen Jahren ein 15 m langer Roboterdrache die Rolle des Bösewichtes. Das muss tatsächlich ein ziemliches Spektakel sein – leider erst im August. Schweinehund findet’s schadeschade!
Als ich gestern mein Quartier erreichte, machte ich tatsächlich auf dem Absatz kehrt, denn ich fand mich mitten in einer Großbaustelle wieder und ich hätte nicht gedacht, dass da noch Betten vermietet werden (sah wirklich schlimm aus). Da sich jedoch auf die Schnelle keine andere Schlafstatt auftreiben ließ, wagte ich mich hinein in die dröhnende Baustellen-Hölle, denn immerhin: „Wegen Umbau ab 17:00 Uhr geöffnet.“

Das Zimmer an sich war denn auch in Ordnung und gefrühstückt habe ich auch schon schlechter.
Angeblich wegen der Hitze hatte mein Wirt ein Frühstück um sieben Uhr angeordnet. In Wirklichkeit aber wusste er genau, dass spätestens um diese Uhrzeit der Höllenbaulärm vor meinem Zimmer losbrechen würde. Alles für die gute Sache, die da heißt: Bayerische Landesgartenschau 2025 in Furth im Wald – der halbe Ort wird umgebaut!
Um 8 Uhr war ich deswegen auf dem Weg, der mich relativ schnell aus Furth heraus und hinein in den zwar unspektakulären, aber angenehm kühlen Wald führte. Es herrschten – meteorologisch gesehen – am frühen Morgen schon tropische Zustände! Frau Komoot hatte immer nur von 20 Kilometern nach Schönbuchen gesprochen; über die anstehenden HÖHENmeter hatte sie wohlweislich geschwiegen.

Wobei man sich natürlich beim Anblick des Berges Burgstall am Horizont so seine Gedanken hätte machen können.


Auf einem sehr steilen Steinwurzelpfad ging’s denn auch auf zwei Kilometern 450 Höhenmeter rauf, was zu einem japsenden Schweinehund und einer völlig durchgeschwitzten Silke führte.
Oben auf dem Burgstall sitzt mit einem ziemlichen technischen Bohei der bayerische Rundfunk (nix schön) und auch die Fernsicht ließ heute wieder sehr zu wünschen übrig.
Also liefen wir weiter bis zur Forstdiensthütte Hohenbogen, wo wir zwei Wandergesellen von gestern wiedertrafen. Es gab ein großes Hallo und eine Sahneschnitte, woraufhin ich das Fotografieren vergaß und es jetzt mal ohne Foto gehen muss.
Es wurde gemunkelt, um 15:00 Uhr gäbe es Gewitter, also machte ich mich um eins auf die letzten sieben Kilometer.
Aber die Gewitterfront war schneller unterwegs als gedacht und als ich vier Kilometer vor dem Ziel aus dem Wald trat, sah ich dunkel und grollend die Front auf mich zurollen. Der Blick auf den Regenradar bestätigte die etwas heikle Situation. (Der Screenshot entstand allerdings, als es eigentlich schon vorbei war.)

Ich gab alles, um vor der Gewitterfront in der Pension Osserblick zu sein. Als ich an der Talsohle erst Bundesstraße und dann Bahnlinie überquerte, war eigentlich schon klar, dass ich es nicht schaffen würde. Dennoch nahm ich Anlauf und spurtete mit Karacho den Gegenanstieg Richtung Pension hoch – noch 1,6 Kilometer. Frau Komoot feuerte mich an, aber Schweinehund sah immer wieder besorgt Richtung Himmel. Blitze zuckten, Donner grollten. Nach 100 Metern im Wald wurde der Wind so stark, dass es Kiefernzapfen und Äste hagelte. Also machte ich auf der Stelle kehrt (schließlich wollte ich nicht am längsten Tag des Jahres den Gewittertod sterben) und suchte Zuflucht im Wartehäuschen der Bahnstation Watzlsteg, das da freundlicherweise verlassen in der Gegend rumsteht. Weiß nicht, ob hier jemals ein Zug kommt…

Dort saß ich eine halbe Stunde bis das Ärgste vorüber war und stiefelte dann die restlichen 1,6 Kilometer bergan durch den regentriefenden Wald.
Den Nachmittag verbrachte ich schlafenderweise in einem herrlich weichen, wenn auch in die Jahre gekommenen (Waschbecken im Zimmer, Toilette und Dusche aufm Flur, ein Tapeten-und Stoffmusterfestival) Pensionsbettchen. Abends gab’s Schinkennudeln und einen Tratsch mit der Wirtin.
Gäb‘s noch Bembel, dann für das Bahnwartehäuschen Watzlsteg – schön, dass es dich gibt!