Kinder, Kinder, war das gestern ein Gewitter-Feuerwerk über dem Berggasthof Eck. Sowas hat meine bescheidene Welt noch nicht gesehen! Über zwei Stunden und noch viel länger war der Himmel rundum nahezu kontinuierlich von Blitzen erhellt, weil zwei „Superzellen“ nördlich und südlich am Eck vorbeizogen. Derweil lag ich bei geöffneten Fenstern in meinem Eckzimmer-Bettchen (Fenster nach zwei Seiten) und genoss die Show. Melde also gehorsamst: Derzeitige Wetterkapriolen erst mal gut überstanden – ich hoffe, ihr auch!
Heute nun stand die Königsetappe des Goldsteigs an. Sie ging – weiterhin auf einem Kammweg – über acht Tausender-Berge, war also quasi ne Everest-Besteigung. 😊

Das Wetter indes war alles andere als königlich. Die Unwetter hatten die Luft über dem Bayrischen Wald empfindlich abgekühlt (12 Grad) und die Wanderwelt in nebligen Nebel gehüllt. Unsere Wandertruppe war – zumindest teilweise – dennoch hoch motiviert.

Schweinehund genoss nach den zuletzt heiß-stickigen Tagen die frische Luft, aber Frau Komoot jammerte wegen der verpassten Ausblicke und schönen Fotomotive, und der Große Arber ist doch der höchste Berg des Bayrischen Waldes und da kommen wir so schnell nicht wieder hin. Nebel ist halt für einen eigentlich aussichtsreichen Kammweg mit acht Gipfeln eher unvorteilhaft. #esistwieesist
Über 16 Kilometer schraubten wir uns also Gipfel für Gipfel fast 1.000 Höhenmeter in Richtung Großer Arber in die Höhe. Nach dem dritten Nebelgipfelkreuz hörte ich auf zu fotografieren, und auch die Nebelwaldbilder sahen irgendwann alle gleich aus. Den viel gepriesenen Bayerwald-Blick konnte ich heute nur auf den vielfältig in der Gegend rumstehenden Schautafeln bewundern. Scho schad.



Der Weg führte durch das Auerwild-Schutzgebiet und natürlich blieb ich streng auf den Wegen (und nahm den maulenden Schweinehund an die Leine), um Familie Auerhahn und -henne auf keinen Fall zu stören.

Einmal stürzte ein Federvieh vor mir über den Weg und auch ein Hase lugte aus dem Farn hervor. Aber bis auf vier Mannen, die mir zwischendurch entgegenkamen, war es ansonsten ruhig auf dem Weg, auf dem sich sonst angeblich ganz schön viele Menschen tummeln. Das zumindest sagen Wanderführer, Fotos, Hüttenwirte und Co, und die Gondelbahn, die mir am Arber-Gipfel entgegenkam, widerspricht dieser These erstmal nicht.
Auch bei meiner Rast auf der wunderbaren Chamer Hütte saß ich allein im Gastraum und spachtelte meinen Kaiserschmarrn. Keine anderen Wanderer in Sicht bei keinem Wanderwetter nicht (kleiner Kalauer am Rande…).

Wunderbarerweise übernachte ich heute Nacht im Arber-Schutzhaus (fast) auf dem Arber-Gipfel. Der Wirt hat Ähnlichkeit mit Samu Haber (und einen genauso niedlichen Akzent) und die Kässpätzle sowie der Merlot sind hervorragend. Was will ich also mehr in meinem Wanderleben? Alles da, was ich brauche.
Und morgen scheint vielleicht wieder die Sonne und dann geh ich einfach ein Stück des Wegs zurück. Schöne Aussichten!