Dem Wald nix tun

Heute Morgen in Bayerisch Eisenstein in der Pension Wiesenau herrschte große sonntägliche Stille. Zwar sah der Frühstückstisch irgendwie vorbereitet aus, vom Vermieter jedoch, dem Kaffee, Brötchen und Käse fehlte jede Spur. Er (der Vermieter, nicht der Käse) hatte verschlafen (war wahrscheinlich kräftig feiern, die Frau ist ja in der Türkei). Von wegen halb acht…

Beim verspäteten Frühstück erzählte
er dann so interessante Dinge wie von den Bemühungen, in Böhmisch Eisenstein (direkt hinter der Grenze) eine länderübergreifende, zweisprachige (deutsch/tschechisch) Grundschule einzurichten. Das Projekt scheiterte jedoch, weil sich keine deutschen Kinder fanden, die hingeh’n wollten. So viel zum Thema Europa.

Bezogen auf die Etappe spielte Frau Komoot heute mit offenen Karten. 14 Kilometer bis zum Falkenstein und dem gleichnamigen Schutzhaus – und irgendwann 600 Höhenmeter rauf.

Es ging also rein in den Nationalpark Bayerischer Wald, den ich nun in den nächsten vier Tagen durchwandern werde. Dort herrscht die Prämisse „Dem Wald nix tun“ vor, was bedeutet, dass der Wald in Ruhe gelassen wird. Das bedeutet aber auch, dass gerne mal tote undoder umgefallene Bäume quer über dem Weg liegen und das Wandern oftmals einem Parcours gleicht. Ja, DAS IST DER WEG!

Ansonsten rauscht immer irgendwie irgendwo ein Bächlein, pfeifen die Vöglein ihr Lied und ist größtenteils Waldesruh.

Wir nutzten jede Möglichkeit zur Einkehr, erst im famosen Biergarten Schwellhäusl, der sogar von seiner Majestät Prinz Luitpold von Bayern ausgezeichnet wurde, dann im Zwieseler Waldhaus, dem ältesten Wirtshaus im Bayerischen Wald.

Nach dem Schwellhäusl ging es wunderhübsch auf einem „Inklusionsweg“ (gut machbar für ALLE, egal ob mit Kind und Kegel, Rollator oder Krücken), an einem kleinen Kanal entlang.

Emotionaler Schweinehund fühlte sich zutiefst an die Walwege im Südtiroler Vinschgau erinnert, wo er mal ne RICHTIG gute Zeit hatte und fing vor Begeisterung beinahe an zu schluchzen.

Weil Sonntag und weil so hübsch und inklusiv, kamen mir Horden von Tagesausflüglern entgegen, die alle Richtung Schwellhäusl schritten, auf eine Maß und einen Schweinebraten.

Danach wurde es dann ernst und steil und doof. Diesen Teil überspringen wir also und setzen wieder ein, als wir oben beim Ruckowitz-Schachten aus dem Wald traten. Mei, war des schee!
Schachten, so lernen wir, sind meist von Menschen geschaffene Lichtungen in hoch gelegenen Wäldern, die als Weidefläche genutzt wurden oder werden. Aha!

Was danach folgte, war unfassbar klischeehafter, wunderschöner Bayerischer Wald mit einer Mischung aus toten und grün strotzend nachwachsenden Bäumen, grandiosen Aussichten und einem Schlängelpfad.

Und als wär das nicht genug, gab‘s heute auf dem Falkenstein Schutzhaus (tolle Mischung aus Alt und Neu, aussichtsreiche Sunset-Area) einem lustigen Hüttenabend im kleinen Kreis (immer vier Schnapsgläser aufm Tablett). Ganz nach meinem Geschmack!

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