Samstag, 24.06.2023:
Auch am Morgen nach dem Nebeltag lag die Schutzhütte auf dem Großen Arber noch in Wolken.

Aber da die Wetter-App gegen 11 Uhr eine Lichtung des Wolkengehänges versprach, trödelte ich erst ein bisschen herum, trank noch einen dritten Milchkaffee, packte dann gaanz in Ruhe erst mal den großen, dann einen kleinen Rucksack, deponierte den großen bei „Samu“ in seinem Hinterzimmer und begab mich dann in aller Ruhe wieder auf den Weg. Und zwar auf den Weg zurück zum Kleinen Arber – und dann wieder zurück zum Großen Arber. Schweinehund wollte unbedingt wolkenbefreite Arber-Aussichten erleben!
Das war zwar nicht der schönste aller Pfade, weil Touri-Rennstrecke und von Stolperfallen weitgehend bereinigt, aber als ich am Gipfelkreuz des Kleinen Arber stand, riss die Wolkendecke tatsächlich auf und gab den Blick zumindest lückenhaft frei.

Zurück am Großen Arber war die Aussicht weitgehend frei, und prompt wartete das Kontrastprogramm zum vorherigen Tag auf uns, und zwar in Form von Touristenmassen, die, von der Gondelbahn ausgespuckt, die verschiedenen Gipfelfelsen bevölkerten und hernach im Arber-Schutzhaus auf ne ordentliche Hütten-Gaudi einfielen.



Wir hingegen nahmen die eigentliche Etappe – 14 Kilometer bis Bayerisch Eisenstein – in Angriff.

Zunächst ging es recht holprig-steil abwärts durch den Wald zum Großen Arbersee, der sich da allerliebst in eine Kuhle kuschelt und mit Moor und Felswand-Wasserfall alles bietet, was ein Bergsee so braucht.

Da es eine Straße da hinauf gibt und oben Parkplatz, Restaurant, Tretboote, Waldkugelbahn und anderen Schnickschnack und auch andere Menschen schöne Bergseen zu schätzen wissen, war es ziemlich rummelig, so dass wir ein Eis auf die Hand und dann den Weg wieder unter die Füße nahmen (Schotterziehwege, gähn!).
Im Tal angekommen schlängelte sich ein hübscher Pfad entlang des Großen Regens (ihr wisst schon, REGENsburg und so) nach Bayerisch Eisenstein.


Dort: Tote Hose. Hund begraben. Nix los. Laut Muddi war ich vor 45 Jahren oder so schon mal dort bei einem Familien-Urlaub im Bayerischen Wald. Damals war der Ort angeblich ein florierender mit Hauptattraktion eiserner Vorhang und Grenzübergang zur Tschechoslowakei. Heute stehen viele Hotels leer, haben Restaurants und Läden geschlossen, machen Familien woanders Urlaub.
Als ich in der Pension Wiesenau ankam, gab‘s nur eine Handynummer an der Klingel. Unter der meldete sich meine Vermieterin von ihrer Wanderreise in die Türkei (?). Per Mobilfunk instruierte sie mich bzgl. ihrer SEHR in die Jahre gekommenen Pension: Dann füllen Sie einen Meldeschein aus (die liegen auf dem Klavier), suchen sich ein Zimmer aus, und mein Mann kommt dann morgen früh um halb acht und macht Frühstück. Aha. Gut. Alles klar. Darf ich die Hanni und Nanni-Bücher lesen, die in meinem Zimmer im Regal stehen?
Da der Ort tot, gab es natürlich auch keinen Supermarkt, schon gar keinen, der Samstagabend noch geöffnet hat. Also überquerte ich auf der Jagd nach Snack-Nachschub die Grenze zu Tschechien und stolperte direkt dahinter in den Free One Shop, einer wilden Mischung aus Duty Free, Kiosk und Walmart.


Dort erstand ich eine Groß-Packung Mannerschnitten und zwei Tüten Saure Pommes. Die viertägige Nationalparkdurchquerung mit Übernachtungen auf Hütten und Schutzhäusern konnte also kommen! Für Snacks war gesorgt!
Abends verfolgte ich atemlos die Abenteuer von H&N im Internat Lindenhof, die in etwa so aufregend sind wie Bayerisch Eisenstein. Gähn!