Flamingo

Sonntag, 16.07.2023:
Der Tag auf der Lodnerhütte begann wolkenverhangen, aber mit dem aufgeweckten Felix am Frühstückstisch amüsant und lustig. Vater und Sohn wollten „einen Gipfel machen“ und danach noch eine Nacht auf der Hütte bleiben. Ich dagegen stapfte los Richtung Spronser Seen und Oberkaseralm.

Das waren zwar nur gute 8 Kilometer, aber ein Joch, eine Scharte und ein „anspruchsvoller Bergweg“ dazwischen. Was immer das auch hieß, denn Bergweg-Klassifizierung ist trotz vielfältig intensiver Bemühungen immer noch schwierig. Individuelle Erfahrung, Einschätzung und Erleben können doch recht unterschiedlich sein. So würden Schweinehund und, sagen wir: Reinhold Messner, um mal einen großen Namen zu nennen, Bergwege sicherlich minimal unterschiedlich beurteilen. Haha! Aber wir würden sehen.

Zunächst ging es bei aufklarendem Himmel gemütlich bergauf Richtung Halsljoch. Dort hätte ich mal wieder die Gelegenheit gehabt, „relativ einfach einen Dreitausender mitzunehmen“, aber irgendwie hat mich das – wieder mal – nicht gereizt. Frau Komoot schüttelte wie jedes Mal bedauernd den Kopf.

Stattdessen machten wir lieber eine gemütliche, Schweinehund-gerechte Füße-hoch-Pause, während wir den Blick ins „Gegental“ genossen und die Nebelwolken anfingen, über den auf dem Weg liegenden Bergkamm zu wabern. Nichsoschön!

So schlimm, dass wir die ebenfalls am Weg liegende Biwak-Schachtel hätten in Anspruch nehmen müssen, schien es dankenswerterweise jedoch nicht zu werden. Der weitere Weg bestand aus großen Felsblöcken, über die Schweinehund gut gelaunt hopste. Frau Komoot und ich krochen so gut es ging hinterher.

An der Milchseescharte wurde es dann kurz anspruchsvoll und kniffelig. Scharten-gerecht ging es steil, aber Ketten-versichert hinunter in die Nebelsuppe Richtung Spronser Seen, die es sich dort zu zehnt in unterschiedlichen hochalpinen Lagen bequem machen oder, um mit Wikipedia zu sprechen „auf verhältnismäßig begrenztem Raum von Gletschern erodiert wurden“. Aha!

Egal wie, wunderschön stellt man sich‘s vor bei Sonne und glasblauem Himmel und wunderschön, weil menschenleer, war‘s auch bei Nebel.
Zur Begrüßung saß ein Murmel am Wegesrand und leistete mir während einer weiteren Pause Gesellschaft.
Über fünf der zehn Seen ging es hinunter zur Oberkaseralm, wo es erst einmal eine Sahneschnitte in Form von Kaiserschmarrn gab. Nach einem kleinen Nachmittags-Schläfchen erkundeten wir die doch ungewöhnliche Tierwelt im Umkreis der Hütte (Schweini war ENTZÜCKT!)

… und hüpften kurz zum Flamingo in den See, weil es wieder mal keine Dusche gab. Zum Abendessen gab‘s dafür Knödel und die Bekanntschaft mit vier Bozenerinnen, die sich sehr gut auskannten. Sie beruhigten mich hinsichtlich des Weges am kommenden Tag – keine Milchseescharte 2.0, gottseidank! Da konnte ich beruhigt schlafen – und tat das dann auch.

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