Bergliebe

Montag, 17.07.2023:
Am Morgen hatte sich die ganz dicke Nebelsuppe erst einmal verzogen, aber die Wolken hingen kreuz und quer in den Gipfeln und über den Seen. Und wenn die Wolken erst mal in der Texelgruppe hängen, gehen sie so schnell nicht weg, so das Bozener Damen-Quartett. Kann ich bestätigen!

Wir hatten denselben Weg, also die Damen und ich. Übers Spronser Joch 11 Kilometer hinunter nach Pfelders, wo ein schnuckeliges Hotelzimmer nebst Dusche auf mich wartete.

Die Ergatterung des Zimmerchens war nicht einfach gewesen, da das Örtchen allem Anschein nach dem alpinen Highend-Wellness-Tourismus-Wahn verfallen ist und die Preise für anvisierte Hotelzimmer DEUTLICH über dem Budget einer Wandermaus liegen. Aber mit ein bisschen Rumtelefonieren und gutem Hotelchefwillen geht so Einiges auf dieser Welt.
Zunächst führte der Weg zurück zum vorletzten See und von dort hinauf zu weiteren Spronser Gewässern. Immer wieder boten sich grandiose Ausblicke und war die Bergwelt herrlichst mit ihren visuellen Eindrücken.

Am Spronser Joch machte ich eine Pause und ließ die Bozener Damen ziehen. Beim Weiterwandern war Frau Komoot kurz mal nicht ganz bei der Sache, so dass wir den entscheidenden Abzweig Richtung Pfelders verpassten. Eigentlich hätten wir gemütlich auf dem Bergrücken (auf dem Foto rechts) dahinwandern und dann ins rechte Tal runterrollen können …

… aber plötzlich befanden wir uns mitten im Abstieg ins linke Tal. Während Schweinehund noch laut knurrend über Frau Komoot herfiel, ergab ich mich schon in mein Schicksal und nahm den dadurch entstehenden Schlenker und die zusätzlichen 120 Höhenmeter als ergänzende Trainingseinheit. Püühh!

Auf dem wieder erklommenen Bergrücken stieß ich – auf immerhin 2.400 Meter Höhe – auf eine Horde barfuß wandernder Menschlein. Da diese ansonsten jedoch in durchaus moderner Funktionskleidung steckten, nahm ich an, dass dieser Umstand nicht einer Notsituation geschuldet, sondern pure Absicht war. Auf Nachfrage entpuppte sich ihr Anführer denn auch als Barfußwanderführer aus Pfelders, Sososowas gibt’s also auch. Interessant!

Der Abstieg gestaltete sich unspektakulär auf einem Schotterweg durchs sich öffnende Tal. In der Faltschnalalm traf ich die vier Damen wieder, die dort bei Südtiroler Vesperbrettl saßen und mich zu einer Saftschorle einluden. Wir quatschten uns nochmals hierhin und dorthin und kamen bei allen Herausforderungen, die der Tourismus so mit sich bringt, überein, dass Bergliebe doch was Schönes ist.

Abends speiste ich im Steinerhof zu Pfelders, einem traditionellen Hofschank, wo es neben einigen anderen ambitionierten Leckereien Gamsragout aus eigenem Jagdgang und Penne mit Löwenzahnpesto („vor Mittag auf 2.000 Meter Höhe gesammelt“ – oha!) gab. Ich sag ja: Pfelders ist irgendwie speziell!

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