Ich verließ Montabaur in friedlich sonntäglicher Stimmung und begab mich auf die letzte Westerwald-Etappe. Insgesamt 25 Kilometer, nochmals über die Höhen und dann hinunter ins Lahntal nach Nassau.

Gleich zu Beginn ein Höhepunkt – im wahrsten Sinne des Wortes: Der 540 Meter hohe Köppel, der Hausberg von Montabaur, zwar deutlich niedriger als die Fuchskaute, jedoch wenigstens als Berg zu erkennen. Und oben drauf? Ein Turm (an Hässlichkeit nicht zu überbieten und außerdem geschlossen) und eine Gastwirtschaft, geöffnet, yeah!
Nach dem anstrengenden Aufstieg und den noch anstrengenderen Anblicken des Waldes bzw. Nicht-mehr-Waldes, brauchte ich erst einmal eine Saftschorle … und einen Kräuterschnaps, der mir sozusagen aufgedrängt wurde. So auf‘n lauen Sonntagmorgen – warum nicht?
Ein Gutes hat der Nicht-mehr-Wald: Man hat eine bessere Sicht! Und so konnte ich einen Blick zurückwerfen auf die Westerwälder Höhen, über die ich die letzten Tage gekommen war.
Nach diesem ersten Höhepunkt kam erst mal lange Zeit nichts. Nichts als Langeweile. Meist schnurgerade Schotter-Waldwege ohne jeden Charme und schlecht zu laufen, keine Ausblicke, nichts Nettes am Wegesrand … und so langweilig, dass sogar Frau Komoot in meiner Tasche anfing zu schnarchen.
Pünktlich zur Halbzeit lichtete sich der Wald und gab den Blick frei auf ein wunderschönes Mohnfeld und irgendwelche neuen Höhen. Vielleicht der Taunus, durch den ich die nächsten Tage wandern werde, aber so genau weiß ich das nicht. Wie von Frau Komoot bestellt gab‘s ein gemütliches Pausenbänkchen und ein paar Sonnenstrahlen dazu, so dass wir nach den pausenlosen Tagen endlich eine ausgedehnte machen konnten. Schweinehundchen fand‘s toll!
Danach rollten wir mit angenehm erholten Füßen abwärts Richtung Nassau im Lahntal. Dabei gerieten die letzten Kilometer zu einem ziemlich steilen Ritt (weil ich – anders als Frau Komoot empfohlen hatte – den direkten Weg nahm). Selbst schuld!
Was soll ich sagen? Hübsch ist es hier. Und es ist umso hübscher, da die Lahn ja eine alte Bekannte von uns ist. Die letzten Nacht im Februar, kurz vor unserer Abreise nach Südfrankreich, haben wir nämlich in Lahnhof, direkt an der Lahnquelle verbracht. Und da war sie nun wieder, mitsamt einer Burg (Burg Nassau), Hausbötchen, Kanuverleih und touristischer Infrastruktur im Gepäck.
Als ich den Nassauer Marktplatz querte, wo die Menschlein munter in den Eiscafes in der Sonne saßen, hörte ich hinter mir: „Schau, auch eine Pilgerin!“ Bin ich ja nicht, aber so kam ich mit Siegrid und Dieter (vielleicht auch Heidrun und Horst) ins Gespräch. Er: Wichtigwichtiges Mitglied in der Jakobus-Gesellschaft und in der heimatlichen Südpfalz für die Pflege des Jakobsweges zwischen Bad Bergzabern und Hornberg zuständig. Sie: (generationsbedingt) unterwürfig beipflichtend. Beide: Unterwegs auf dem Lahn-Camino, also dem Lahn-Jakobsweg. Ob der wirklich so heißt, werde ich morgen herausfinden. Jedenfalls: den passenden Mund-Nasen-Pilgerschutz hatten sie dabei!
Ansonsten gibt sich der Einzelhandel Nassaus betont gelassen und besticht durch Understatement. … Nach drei Versuchen, hierzu noch etwas Lesenswertes zu schreiben, gebe ich auf. Der Rest ist Schweigen!
Zum Abschluss des heutigen Sonntages ein kleines Gebet, das mir heute auf dem Köppel über den Weg lief. Mögen alle Hände, die so gewaschen werden, virenfrei sein und bleiben. Dafür gibt‘s den heiligen Sontags-Bembel. Amen.













